Briefmarke
Eine Briefmarke, amtlich Postwertzeichen, ist ein meist rechteckiges, gezähnte Wertzeichen, das auf Papier gedruckt wird und zur Bezahlung der Beförderung von Postsendungen (oder anderen Leistungen der Post) dient. Dazu wird die Briefmarke vom Absender auf den Brief geklebt und von der befördernden Post mittels eines Poststempels entwertet.
Geschichte
Vorläufer
Bevor die erste offizielle Briefmarke der Welt 1840 ausgegeben wurde, gab es zahlreiche Vorläufer. So schuf der Pächter der Pariser Stadtpost, Jean-Jacques Renouard de Villayer, bereits 1653 das Billet de poste payé, einen briefmarkenähnlichen Gebührenstreifen aus Papier. Dieser Streifen musste in Ermangelung einer Klebefläche mit Klammer oder Faden am Brief befestigt werden. Kein Exemplar dieser Billets ist heute mehr erhalten.
Auch in Großbritannien gab es vergleichbare Vorläufer. Das ab 1680 von der London Penny Post der Kaufleute William Dockwra und Robert Murray entwickelte System eines Einheitspreises für Lokalpost mit Freimachung durch Marken war so erfolgreich, dass der Duke of York sein Postmonopol in Gefahr sah. Auf seine Beschwerde hin musste die London Penny Post nach nur zwei Jahren ihr Geschäft aufgeben; sie wurde in die General Post Office eingegliedert. Einige der dreieckigen Briefmarken (englisch triangular postmarks) der London Penny Post sind in Archiven erhalten, vier Exemplare sollen sich in privatem Besitz befinden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in manchen Städten so genannte Stadtkuverts, die als Vorläufer gedruckter Briefmarken auf Umschlägen angesehen werden können. Auf Sardinien gab es beispielsweise 1818 ein mit einem Stempel versehenes Postpapier (Carta postale bollata), britischen Zeitungen beigelegte Rückantwortkarten waren um 1821 ebenfalls bereits frankiert. Als erste Ganzsachen gelten die 1838 im australischen Sydney ausgegebenen letter sheets.
Entstehung der ersten Briefmarken
Die Grundidee der Erfindung der Briefmarke war, das Briefporto nicht mehr vom Empfänger einziehen zu lassen, sondern vom Absender. Außerdem wurde damit eine Vereinfachung und Senkung des Briefportos verbunden, so dass ein Briefwechsel nicht mehr nur reichen Personen vorbehalten war.
Bereits 1836 machte der Österreicher Laurenz Koschier aus Laibach der österreichischen Regierung den Vorschlag der Einführung von Briefmarken zur Vereinfachung des Postwesens. Der schottische Buchhändler James Chalmers reichte 1838 einen ähnlichen Vorschlag ein. Diesen Vorschlag hat Sir Rowland Hill, der von der britischen Regierung 1835 mit der Reformierung des Postwesens betraut wurde, wahrscheinlich aufgegriffen und in seine Postreform miteinbezogen. Er gilt damit als Urheber der Briefmarke.
Die erste aufklebbare Briefmarke wurde am 6. Mai 1840 nach den Vorschlägen von Rowland Hill in England herausgegeben. Den Wert zu einem Penny bezeichnet man in Sammlerkreisen als One Penny Black. Sie gilt als erste Briefmarke der Welt.
Rowland Hill war auch für das Motiv der ersten beiden Briefmarken verantwortlich. Für die Gestaltung wurden mehrere tausend Entwürfe eingereicht, die ausnahmslos von ihm abgelehnt wurden. Die Zeichnung schaute sich Rowland Hill deshalb von einer Gedenkmünze aus dem Jahr 1837 ab, die ihm besonders gefiel. Der Wert zu einem Penny trägt das Porträt der Königin Victoria auf schwarzem Grund, der Wert zu zwei Pence auf blauem Grund. Der Stecher der ersten Briefmarken war Henry Corbald. Mit dem Druck wurde die Druckerei Perkins, Bacon Petch betraut.
Die Ausbreitung der Briefmarke
Bereits kurz nach der Ausgabe der ersten beiden Briefmarken der Welt folgten andere Länder nach. 1841 und 1842 erschienen in den USA einige Lokalmarken. 1843 erschienen weitere Briefmarken in Brasilien (Ochsenaugen) und in den beiden Schweizer Kantonen Zürich und Genf (Doppelgenf). Die erste deutsche Briefmarke war der Schwarze Einser, der am 1. November 1849 vom Königreich Bayern herausgegeben wurde. 1850 folgten die deutschen Staaten Hannover, Preußen, Sachsen und Schleswig-Holstein. Die erste österreichische Briefmarke wurde am 1. Juni 1850 herausgegeben. Sie hatte auch für Liechtenstein Gültigkeit.
Es entstanden bald auch neue Briefmarkenarten wie beispielsweise in Österreich 1851 die ersten Zeitungsmarken der Welt. Die erste Sondermarke der Welt wurde im April 1871 anlässlich der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie in Peru verausgabt. Man erkannte immer mehr die Werbewirksamkeit von Briefmarken.
Siehe auch Liste der Briefmarkenerstausgaben
Briefmarken werden Sammelobjekte
Hauptartikel: Philatelie
Durch die rasend schnelle Ausbreitung der Briefmarke breitete sich auch die Philatelie immer mehr aus. Der Begriff Philatelist wurde im Jahre 1864 von dem französischen Sammler Georges Herpin geprägt. Er bedeutet übersetzt aus dem Griechischen "Freund dessen, was steuerfrei von Staatslasten ist". Obwohl dieses Wort die Sammelleidenschaft der Philatelisten nur denkbar schlecht beschreibt, setzte es sich in fast allen Sprachen durch.
Briefmarken sind heutzutage als Sammelobjekte weit verbreitet. Zunächst sammelte man nur aus Spaß die kleinen Postwertzeichen aus der Tagespost und verwendete sie beispielsweise zum Bekleben von Lampenschirmen, was die Sammelobjekte fast immer zerstörte. Erst langsam begannen sich einige Leute mit den Briefmarken genauer zu befassen. Für den damaligen Sammler war es selbstverständlich und auch möglich, so genannte Generalsammlungen anzulegen. Dies bedeutet, dass der Philatelist alle Briefmarken der Welt in seine Sammlung aufnahm. Dies wäre heutzutage bei der Masse der verschiedenen Briefmarkenausgeben undenkbar.
Mit der Zeit entstanden zahlreiche Hilfsmittel für den Philatelisten. Im Jahre 1860 erschienen die ersten Briefmarkenalben. Bereits ein Jahr später, 1861, entstanden die ersten Vorläufer der heute Briefmarkenkataloge. Im Jahr 1862 kam es zur Ausgabe der ersten philatelistischen Fachzeitschriften. Es handelt sich dabei um The Monthly Advertiser, der im Geburtsland der Briefmarke erstmals am 15. Dezember 1862 erschien. Die Briefmarkenzeitschriften förderten vor allem den Tausch von Briefmarken zwischen den Philatelisten. Außerdem berichteten sie über die Neuausgaben der ganzen Welt und informierten die Sammler über alles Wissenswerte der Philatelie.
Neben den neuen Hilfsmitteln für den Philatelisten entstanden auch immer mehr Briefmarkenvereine und Veranstaltungen speziell für den Philatelisten. Bereits aus dem Jahre 1856 sind Treffen von Philatelisten in den USA bekannt. Im Jahre 1866 kam es dort zur Gründung der Excelsior Stamp Association, des ersten Briefmarkenvereins der Welt.
Die steigende Zahl philatelistischer Vereine führte zu zahlreichen Zusammenschlüssen. In Deutschland ist dies heute der Bund Deutscher Philatelisten, in Österreich der Verband Österreichischer Philatelistenvereine.
Die ersten Postfälschungen
Hauptartikel: Postfälschung
Die rasche Ausbreitung der Briefmarke hatte nicht nur positive Begleiterscheinungen. Immer mehr Fälscher erkannten das lukrative Geschäft von Briefmarkenfälschungen, den so genannten Postfälschungen.
Bereits kurz nach der Einführung der ersten Briefmarke am 6. Mai 1840 in Großbritannien tauchten die ersten Ganzfälschungen von Briefmarken auf. Neben diesen Ganzfälschungen gab es jedoch auch zahlreiche Teilfälschungen von postgültigen Briefmarken. Dies bedeutet, dass nur Teile einer echten Briefmarke verändert wurden um deren Postwert zu erhöhen. Zu ihnen gehören beispielsweise die Farbänderung durch chemische Mittel sowie die Manipulation der Wertziffern, um Briefmarken mit höheren Nominalwerten zu imitieren.
Auch bereits gebrauchte Briefmarken wurden oft nochmals verwendet, indem aus zwei (oder mehreren) gebrauchten Stücken in mühevoller Handarbeit eine ungebrauchte Briefmarke zusammengebastelt wurde. Den Federzug oder den Poststempel versuchte man durch chemische Mittel zu entfernen. Außerdem konnte man Briefmarken, von denen nur ein kleiner Teil mit einem Poststempel versehen war, gemeinsam mit einer Originalmarke verwenden, die genau diesen Teil verdeckt.
Schon früh trafen Postverwaltungen verschiedenste Schutzvorkehrungen, um ihre Briefmarken vor Fälschungen zu schützen. Die älteste Schutzmaßnahm gegen Postfälschungen ist das Wasserzeichen. Es kam bereits auf Anraten Rowland Hills bei den ersten Briefmarken der Welt zur Anwendung.
Manche Länder verwendeten ein Faserpapier für ihre Briefmarken. Bei dieser besonderen Papierart wurden dem Papierbrei (oft verschieden farbige) Seidenfadenflocken hinzugefügt, die später im Papier sichtbar wurden. Bei manchen Briefmarkenausgaben wurde in die noch nasse Papiermasse ein farbiger Seidenfaden eingebettet. Diese Schutzmaßnahmen findet man beispielsweise bei den Briefmarkenausgaben der deutschen Staaten Bayern und Württemberg sowie in der Schweiz. Farbige Papier sollten ebenfalls das Fälschen erschweren. Ist das Papier nur vorderseitig gefärbt, spricht man von gefärbtem Papier. Diese Schutzmaßnahme findet man zum Beispiel bei den ersten Briefmarken Bayerns.
In Österreich versah man das Briefmarkenpapier mit glänzenden Lackstreifen. Dies sollte das Entfernen von Poststempeln, um die Briefmarken erneut verwenden zu können, stark erschweren. Die Lackstreifen lösten sich teilweise mit dem Markenbild im Wasser (oder anderen Flüssigkeiten) auf.
Höhepunkt der Briefmarke
Zur Zeit der Jahrhundertwende um 1900, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, erreichte die Verbreitung der Briefmarke ihren Höhepunkt. Der Brief war, dank des stetigen Ausbaus der Eisenbahn, zum wichtigsten Kommunikationsmittel geworden. Die Auflagenzahlen schossen in die Höhe. Die wichtigsten österreichischen Briefmarkenwerte zu fünf und zehn Heller aus dem Jahre 1908 hatten beispielsweise eine Auflagezahl von je über drei Milliarden (3.000.000.000) Stück. Diese Briefmarken konnte allerdings nur im österreichischen Teil des Kaiserreichs Österreich-Ungarn verwendet werden, da Ungarn seit dem Ausgleich 1867 eigene Briefmarken verausgabte.
Mit der Zeit entwickelte sich sogar eine eigene Briefmarkensprache. Durch die Stellung der Briefmarke(n) auf dem Brief, beispielsweise verkehrt herum aufgeklebt und nach rechts geneigt, konnte man dem Briefempfänger geheime Botschaften, wie "Auf ewig dein", überbringen. Mit der Zeit verschwand diese Form der geheimen Kommunikation jedoch wieder.
Briefmarken als Propagandamittel
Hauptartikel: Spionage- und Propagandafälschungen
Während des Ersten Weltkrieges entdeckte man die Briefmarke als Propagandamittel. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten der Briefmarkenfälschungen kriegsführender Staaten, die zur Schädigung des Feindes hergestellt werden. Bei Spionagefälschungen handelt es sich um möglichst genaue Imitation der gegnerischen Freimarken, die dazu verwendet werden Propagandamaterial über Mittelsmänner durch die feindliche Post zustellen zu lassen. Sie werden deswegen auch Kriegspostfälschungen (siehe Postfälschung) genannt. Ein Kauf von einer großen Menge von Briefmarken von Privatpersonen wäre, vor allem während eines Krieges, dem Feind sofort aufgefallen. Bei Propagandafälschungen handelt es sich um die Fälschung der gegnerischen Briefmarken, wobei der Bildinhalt zu Propagandazwecken verändert wird (z. B. Inschrift "Deutsches Reich" -> "Futsches Reich").
Vor allem während des Zweiten Weltkrieges fand diese Art der Briefmarkenfälschung eine große Verbreitung. Während des Kalten Krieges wurden ebenfalls noch Propaganda- und Kriegspostfälschungen hergestellt.
Die Briefmarke als ideales Propagandamittel wurde jedoch nicht nur von den jeweiligen Feinden eines Landes erkannt. Vor allem diktatorische Staaten, wie das faschistische Deutsche Reich, aber auch Nordkorea und die DDR nutzten die Motive der Briefmarken als Platz für ihre eigene Propaganda.
Niedergang der Briefmarken
Durch die hauptsächlich von Unternehmen benutzten Frankiermaschinen und auch auf den Postämtern selbst werden im praktischen Gebrauch immer weniger Briefmarken verwendet. Auch durch die Verbreitung von Telefon und E-Mail verwenden Privatpersonen immer seltener Briefmarken. Diese werden in einigen Länder hauptsächlich nur noch für Sammler produziert. Einige Kleinststaaten gar produzieren Briefmarken nicht zur eigentlichen Verwendung, sondern um mit ihrem Verkauf an Sammler einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Staatshaushalt zu erwirtschaften.
Moderne Vermarktung
Seit 2002 ist es möglich, Postwertzeichen mit der Frankiersoftware STAMPIT aus dem Internet auszudrucken. Durch die Postreform mit der einhergehenden Aufweichung des Briefmonopols ist es neuerdings auch für private Unternehmen möglich, Briefmarken herauszugeben. Von dieser Möglichkeit macht beispielsweise die PIN AG in Berlin mit Motiven wie den Abrafaxen aus einem DDR Comic seit 2004 Gebrauch.
Im Jahre 2003 führten die niederländische und die finnische Post (letztere zunächst nur für Firmenkunden) erstmals Briefmarken ein, die von den Kunden selber gestaltet werden können. Dabei wird ein Foto, eine Grafik oder ein Logo in einen vorgegebenen Rahmen gedruckt. Auch in Österreich kann man bereits seit 2003 mit einer Mindestauflage von 200 Stück seine eigenen Briefmarken drucken lassen.
Charakteristische Merkmale und Gestaltung
Form
Die ursprüngliche Form der Briefmarke war rechteckig, wobei stehende Rechtecke häufiger als liegende waren. Das Rechteck als ideale Form für Briefmarken ergab sich durch die Briefmarkenanordnung im Bogen. Quadratische Briefmarken als Sonderform des Rechtecks sind eher selten zu finden. Neben den klassischen Vierecken tauchen schon früh Briefmarken in Dreiecksform auf; die bekanntesten Vertreter dieser Gattung stammen vom Kap der Guten Hoffnung.
Von zahlreichen Ländern wurden in den letzten Jahrzehnten Briefmarken in verschiedensten Formen ausgegeben, wobei runde Marken – etwa bei Marken mit Fußballmotiven – vergleichsweise häufig vertreten sind. Sie sind jedoch um einiges schwieriger zu zähnen als Rechtecke und werden daher meist im Rahmen eines Briefmarkenblocks ausgegeben. Sierra Leone ist unter Sammlern bekannt für seine speziellen Briefmarkenformen, die unter anderem die Form von Wappen, Obst, Vögeln, Landkarten, Pergamentrollen oder Kokosnüssen haben.
Zähnung
Hauptartikel: Briefmarkentrennung
Die Zähnung ist heute die modernste Art der Perforation von Briefmarken. In den ersten Jahren ihrer Geschichte wurde sie manchmal noch schlecht ausgeführt. Heute ist sie jedoch in der ganzen Welt verbreitet und zu einer charakteristischen Eigenschaft der Briefmarke geworden. Die erste Briefmarken der Welt hatte noch gar keine Zähnung. Der Postbeamte musste sie noch mühevoll mit einer Schere aus dem Bogen schneiden.
Der Brite Henry Archer dachte jedoch über eine bessere Trennungsmöglichkeit als die Schere nach. Zunächst konstruierte er eine Durchstichmaschine. Diese funktionierte durch die Verwendung von kleinen Messern, die eng nebeneinander angeordnet waren und in das Briefmarkenpapier zwischen den Marken in regelmäßigen Abständen kleine Schnitte ritzte. Die ersten durchstochnen Briefmarken der Welt erschienen 1848 versuchsweise an den Postschaltern.
Henry Archer war jedoch noch nicht vollends mit seiner Maschine zufrieden. Er verbesserte sie immer mehr und ersetzte die feinen Messer bald durch Lochstifte. Dieses neue System der Briefmarkentrennung fand bald auch bei den Postbeamten großen Anklang. Nachdem die ersten gezähnten Briefmarken in Großbritannien verausgabt wurden folgten zahlreiche andere Postverwaltungen mit dieser Innovation nach.
Viel Länder gehen immer mehr von der herkömmlichen Anordnung der Briefmarken im Bogen zu Rollenmarken über. Bei ihnen muss eine seitliche Zähnung nicht zwingend vorhanden sein.
Gummierung
Hauptartikel: Gummierung
Die Gummierung wird rückseitig auf die Briefmarken aufgetragen, damit die Marke durch Anfeuchten der Schicht auf einen Brief geklebt werden kann. Aus technischen Gründen wird die Gummierung heute im allgemeinen vor dem Druck der Briefmarken auf den leeren Bogen aufgetragen; dies erfolgt im Normalfall maschinell. In der Anfangszeit wurden die Briefmarken dagegen oftmals erst nach den Druck gummiert. Solange dafür keine Maschinen eingesetzt wurden, geschah dies per Hand mit einem Pinsel.
Hauptbestandteile der Gummierung sind heutzutage vor allem Kunststoffe. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Polyvinylalkohol (PVA), ein synthetisches Polymer auf Kohlenstoffbasis. Zunächst verwendete man vor allem tierische Leime, etwas später auch pflanzliche Stoffe, wie Dextrin oder Gummi arabicum.
Manche Postverwaltungen experimentieren immer mehr mit Briefmarken auf selbstklebender Kunststofffolie. Zur Zeit wird die Gummierung jedoch noch bei fast allen Briefmarkenausgaben der Welt verwendet. Es gab jedoch auch zahlreiche Bemühungen, den Geschmack der Gummierung zu verbessern. Die Deutsche Bundespost experimentierte bespielsweise in den Jahren 1955 und 1956 mit einer Gummierung mit Pfefferminzgeschmack.
Material
Hauptartikel: Briefmarkenpapier
Das häufigste Material auf das Briefmarken gedruckt werden ist ein speziell für den Druck von Briefmarken hergestelltes Papier. Dieses Briefmarkenpapier muss qualitativ sehr hochwertig sein, da es den drucktechnischen Anforderungen entsprechen muss, sicher gegenüber Fälschungen sein sowie bei den einzelnen Auflagen nicht voneinander unterscheidbar sein sollen. Dies ist vor allem in Krisenzeiten nicht immer möglich.
Heutzutage verwendet man meistens Briefmarkenpapiere mit Lumineszenzkörper. Man unterscheidet fluoreszierende, phophorsziernde sowie Briefmarkenpapiere mit optischen Aufheller. Die Lumineszenzkörper dienen als Schutz vor Fälschungen sowie zur Aufhellung des Briefmarkenpapiers und werden von automatischen Stempelmaschinen als Erkennungszeichen für die Position der zu stempelnden Briefmarke verwendet. Der derzeitige Briefmarkenpapierbedarf liegt in Deutschland bei etwa 25 Tonnen pro Tag.
Von einigen Postverwaltungen werden jedoch manchmal andere Materialien wie Holz oder Stoff verwendet. Diese beiden Beispiele wurden von der Schweizer Post verausgabt und dienen ausschließlich dem Verkauf an Sammler. Bhutan, das seit 1955 eigene Briefmarke herausgibt, präsentierte gar Briefmarken in Form von echten, 68 bis 100 mm großen, einseitig bespielbaren Schallplatten. Das Königreich Burundi gab zum dritten Jahrestag seiner Unabhängigkeit verschiedene Briefmarken auf Goldfolie aus. Das Briefmarkenpapier blieb jedoch bis heute das einzig sinnvolle Material für Briefmarken.
Gestaltung und Druck
Die Motive von Briefmarken sind eine willkommene Möglichkeit zur Selbstdarstellung der Länder, die diese ausgeben. Die in frühen Jahren häufig verwandten Bildnisse von Monarchen werden zunehmend durch interessante Darstellungen aus den Bereichen Kultur, Flora und Fauna, Technik, Sport, Bauwerke, Kunst sowie wichtiger Persönlichkeiten und aktueller Ereignisse abgelöst.
In Deutschland werden Postwertzeichen durch das Bundesministerium der Finanzen unter Mitwirkung eines Kunst- und eines Programmbeirates für die Deutsche Post AG herausgegeben. Der vom Künstler eingereichte Entwurf muss in sechsfacher Vergrößerung erstellt sein, damit Details genauer erkennbar sind.
Da es sich bei Briefmarken nicht um amtliche Werke handelt, unterliegen sie dem Urheberrechtsschutz. Ihr Urheberrecht liegt bei der jeweiligen Postverwaltung. Eine Abbildung der betroffenen Briefmarken ist meist trotzdem möglich. Handelt es sich dabei allerdings nicht um die Abbildung der ganzen Briefmarke als solcher, sondern vordergründig um die Abbildung des Motivs oder bestimmter Teile des Motivs, so könnte in diesem Falle das Urheberrecht des Entwerfers des Briefmarkenmotivs tangiert sein.
Das Abbilden von Briefmarken in Büchern oder auch auf Internetseiten tolerieren die einzelnen Postverwaltungen der Welt in unterschiedlichem Maß. Während die Postverwaltung der Faröer beispielsweise eine unveränderte Abbildung ihrer Briefmarken erlaubt, ist eine Abbildung bei deutschen Briefmarken nur unter bestimmten Einschränkungen zulässig. So muss die abgebildete Briefmarke entweder mindestens 25% größer oder 10% kleiner als das Original sein oder einen Abdruck eines schrägen schwarzen Balkens über eine ihrer Ecken tragen. Die zuletzt genannte Methode wird von den meisten Postverwaltungen der Welt anerkannt.
Beim Druck der Briefmarke wird vor allem auf eine qualitativ hochwertige Umsetzung der Entwürfe geachtet. Heutzutage kommen dabei zahlreiche verschiedene Drucktechniken zur Verwendung. Oft werden auch kombinierte Druckverfahren verwendet. Vor der endgültigen Druckanordnung werden meist einige Probedrucke angefertigt.
Trotz der zahlreichen Kontrollen und Probedrucken kommt es immer wieder zu kleineren Fehldrucken, wie die Verschiebung eines Druckganges. Diese kleinen Abarten sind meist nur für den Philatelisten interessant. Größere Fehler, wie eine falsche Farbe oder ein falsch herum eingesetztes Mittelstück, findet man nur sehr selten. Zu den berühmtesten Fehldrucken der Welt zählen vor allem die Tre Skilling Banco aus Schweden, von der nur ein Exemplar bekannt ist, und die US-amerikanische Inverted Jenny von 1918.
Verkauf und Präsentation
Briefmarken werden einzeln oder in Einheiten an Postdienststellen oder an postamtliche Verkaufsstellen verkauft, wie etwa ausgewählte Schreibwarengeschäfte. Für Sammler gibt es jedoch besondere Verkaufsformen. Mit einem Sammelabonnement erhält der Philatelist quartalsweise alle aktuellen Briefmarkenausgaben zugeschickt. Oft ist es auch möglich, gestempelte Briefmarken zu bestellen. Briefmarkenabos sind vor allem für Sammler von Briefmarken "exotischer" Länder nützlich.
Mit dem Erwerb einer Jahreszusammenstellung erhält der Philatelist alle Briefmarken eines Jahres aus einem bestimmten Land. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Verkaufs- und Präsentationsformen wie beispielsweise Ministeralben.
Ein sehr beliebtes Datum der Postwesen zur Ausgabe und Präsentation neuer Briefmarken ist der Tag der Briefmarke. Dieser wird von zahlreichen Ländern der Welt jährlich begangen. Zum ersten Mal fand der Tag der Briefmarke im Dezember 1935 in Österreich statt. In Deutschland begeht man den Tag der Briefmarke seit 1948 jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober, in Österreich meist im Mai.
Briefmarkenarten
Heute gibt es viele verschiedene Briefmarkenarten. Schon bald nach der Einführung der Briefmarke wurden immer mehr Verwendungszwecke für sie gefunden. Die wichtigsten Briefmarkenarten sind:
Freimarken
Die Freimarke ist die älteste und häufigste Form der Briefmarke. Freimarken dienen zur Bezahlung der Beförderungsgebühren der Post. Freimarken gliedern sich in drei verschiedene Arten:
- Dauermarken: Dauermarken sind Freimarken, die von der Post einen längeren Zeitraum lang in unbegrenzter Stückzahl ausgegeben werden. Dauermarken sind stets in allen wichtigen Portostufen erhältlich, die zusammen eine einheitlichen Dauermarkensatz bilden. In den meisten Fällen sind diese Marken weniger farbenprächtig als Sondermarken.
- Sondermarken: Sondermarken oder auch Gedenkmarken sind Freimarken, die zu einem besonderen Anlass ausgegeben werden. Nachdem die peruanische Post 1871 die ersten Sondermarken anlässlich der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie Perus zwischen Lima und Callao, zogen zahlreiche Staaten mit der Ausgabe dieser Marken nach. Viele Länder nutzen heutzutage Sondermarken als willkommene Selbstdarstellung. Insbesondere Kleinstaaten erwirtschaften mit der Ausgabe von Sondermarken beliebter Motive einen nicht unwesentlichen Anteil für die Staatskasse. Sondermarken werden ausschließlich für Sammler hergestellt, da sie postalisch keinen Sinn haben. Echte, mit Sondermarken frankierte Briefe, findet man daher viel seltener als Briefe mit Dauermarken. Manchmal werden Sondermarken teurer als ihr Nominalwert von der Post verkauft. Der Philatelist spricht von einem "Aufschlag". Meistens dient der Aufschlag wohltätigen Zwecken, wie bei den so genannten Wohlfahrtsbriefmarken aus Deutschland, aber es werden auch andere förderungswürdige Unternehmungen damit finanziert (Ausstellungen, Vereinigungen, ...).
- Automatenmarken: Eine Besonderheit unter den Freimarken stellen die Automatenmarken dar. Diese werden über Automaten, die sich meist vor dem Postamt befinden, vertrieben. Meist ist es möglich jeden beliebigen Wert in bestimmten Stufen auszudrucken.
Dienstmarken
Dienstmarken sind Briefmarken, die ausschließlich von Behörden Dienststellen oder Ämtern zum Frankieren von Postsendungen der Dienstpost verwendet werden. Sie werden daher nicht am normalen Postschalter verkauft und sind auch nicht für den normalen Postverkehr zugelassen. Ein Diebstahl und Missbrauch von Dienstmarken kommt daher praktisch nicht vor.
Die ersten Dienstmarken wurden 1866 im damals von Großbritannien besetzten Indien verausgabt. In Deutschland wurden die ersten allgemeinen Dienstmarken im Jahre 1920 verausgabt. Sie wurden jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgeschafft. In Österreich findet man Dienstmarken nur zur Zeit der Deutsche Besatzung von 1938 bis 1945. Die Schweiz verausgabt ebenfalls eigene Dienstmarken von 1918 bis 1944. In Liechtenstein werden seit 1932 Dienstmarken ausgegeben.
Flugpostmarken
Flugostmarken dienen zur Bezahlung der Beförderung per Luftpost. Manchmal werden sie daher auch Luftpostmarken genannt. Flugpostmarken können ausschließlich für Luftpost verwendet werden und dürfen nicht auf normale Briefe geklebt werden. Die meisten Staaten der Welt entschlossen sich zur Ausgabe eigener Flugpostmarken, da die Postbeförderung mittels Flugzeug zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhundert eine große Besonderheit darstellte, der so Rechnung getragen wurde.
Deutschland führte seine ersten Flugpostmarken bereits 1912 ein. In Österreich wurden während des Ersten Weltkrieges, am 30. März 1918, die ersten Flugpostmarken verausgabt. Die Schweiz verausgabte ab 1912 eigene Flugpostmarken. In den meisten europäschen Staaten, wurden Flugpostmarken nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgeschafft. Gewöhnliche Freimarken konnten nun zur Frankierung von Flugpostbriefen dienen.
Portomarken
In vielen Ländern werden und wurden eigene Nachportomarken für die Verrechnung des Nachportos für unzureichend frankierte Briefe ausgegeben. Sie werden von der Zustellung des Briefes von einem Postbeamten aufgeklebt und bei der Auslieferung vom Postboten verrechnet.
In Österreich wurden Portomarken erstmals 1894 ausgegeben. Sie wurden erst mit der Einführung des Euro im Jahre 2002 abgeschafft. Deutschland verausgabte nie eigene Portomarken. Die Schweiz gab ab 1878 eigene Portomarken aus, stellte die Ausgabe jedoch bereits 1938 ein. In Liechtenstein wurden bis zur Trennung von der österreichischen Postverwaltung 1920 österreichische Portomarken verwendet. In den folgenden Jahren der postalischen Selbstständigkeit verausgabte Liechtenstein zunächst eigene Portomarken in österreichischer Währung und später bis 1940 in Schweizer Währung.
Andere Briefmarkenarten
- Eilmarken (für die Eilzustellungsgebühr)
- Einschreibemarken (für eingeschriebene Sendungen)
- Feldpostmarken (für die Feldpost)
- Paketmarken (für Paketsendungen)
- Stempelmarken (nur selten postalisch verwendet)
- Telegrafenmarken (für Telegrammgebühren)
- Zeitungsmarken (für den Versand von Zeitungen)
Es gibt noch viele andere Briefmarkenarten mit besonderen Verwendungszwecken, die allerdings nur von wenigen oder einzelnen Ländern verwendet wurden.
Entwertung von Briefmarken
Hauptartikel: Entwertung
Um eine erneute Verwendung der Briefmarke zu unterbinden wird diese von der Post entwertet. Die häufigste Entwertungsart ist heutzutage der Poststempel. Diese meist kreisförmigen Stempel (häufig in schwarzer Farbe) geben Ort und Datum der Abstempelung an. Eine besondere Form des Poststempels ist der Sonderstempel, der nur zu besonderen Anlässen verwendet wird und meist neben den gewöhnlichen Inschriften ein zum Anlass passendes Motiv besitzt.
Es gibt jedoch noch zahlreiche andere Entwertungsformen, die vor allem zu Beginn der Briefmarkenausgaben im 19. Jahrhundert zu finden sind. Vor allem in kleineren Postämtern, die in den Anfangsjahren der Briefmarke noch keine eigenen Poststempel hatten, wurden die Marken einfach durchgestrichen oder handschriftlich mit Ortsnamen und das Datum versehen.
In manchen Ländern, wie in Spanien, wurden Briefmarken auch durch eine Lochung entwertet. Im Osmanischen Reich verwendete man eine Zeit lang eine Scheren- oder Messerschnittentwertung. Dabei wird die zu entwertende Briefmarke durch eine Schere oder ein Messer eingeschnitten.
In manchen Ländern wurden Vorausentwertungen für Massenauslieferungen angewandt. Die zur damaligen Zeit gültigen Freimarken wurden durch spezielle Buchdruck- oder Handstempel im voraus entwertet und so in ganzen Bögen an die Großauslieferer abgegeben. Dadurch erübrigte sich das einzelne Abstempeln der später verschickten Sendungen und der Postbetrieb wurde vereinfacht. Die Nachentwertung von Briefmarken ist eine Entwertungsform, die auch noch heute üblich ist. Dabei werden Briefmarken, die versehentlich nicht gestempelt wurden nachträglich vom Postboten oder vom Ankunftspostamt entwertet.
Berühmte Briefmarken
Briefmarken erzielen bei Auktionen auf Grund ihrer Seltenheit und der hohen Beliebtheit bei den Sammlern oftmals hohe Preise. Die Frage nach der seltensten und wertvollsten Briefmarke ist nicht eindeutig klärbar, da mehrere Unikate von Briefmarken existieren. Zu den begehrtesten und berühmtesten Briefmarken unter Sammlern zählen:
- One Penny Black (Großbritannien - 1840)
- Basler Taube (Schweiz - 1845)
- Blaue Mauritius (Mauritius - 1847)
- Schwarzer Einser (Bayern - 1849)
- Sachsen-Dreier (Sachsen - 1850)
- Zinnoberroter Merkur (Österreich - 1851)
- Tre Skilling Banco (Schweden - 1855)
- British Guyana (Britisch Guyana - 1856)
- Inverted Jenny (USA - 1918)
Andere Bedeutungen
Unter einer Briefmarke (englisch Pancake = Eierkuchen genannt) versteht man auch eine akrobatische Übung, bei der der Turner mit V-förmig ausgebreiteten Beinen auf dem Boden sitzt und versucht, sich so weit nach vorn zu lehnen, bis er im Idealfall mit der Brust den Boden berührt. Zur Steigerung des Schwierigkeitsgrades kann dabei, genau wie beim Überspagat-Training, die Lage der Füße durch Matten oder andere Gegenstände erhöht werden.
Literatur
- Martina Gorgas: Merian Kompass - Briefmarken in Europa. München, Travel House Media 2004, ISBN 3-7742-6767-7
- Joachim Helbig: Vorphilatelie. Schwaneberger, München 2004, ISBN 3-87858-553-5
- Waldemar Gruschke: Markenländer-Lexikon. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1044-2
- Guido Schmitz: Es muß nicht gleich die "Blaue Mauritius" sein. Das "langweiligste Hobby der Welt" und wie das Briefmarkensammeln richtig spannend werden kann. Martin Schmitz, Kelkheim 2004, ISBN 3-922272-91-6
- Gerhard Webersinke: Michel Sammler-ABC. Richtig sammeln leicht gemacht!. Schwaneberger, München 2001, ISBN 3-87858-539-X
- Hans Reichardt: Was ist was? Band 52 - Briefmarken. Neuer Tessloff-Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-7886-2920-7
- Heinz Kühne: Wir sammeln Briefmarken. Mosaik, München 1976, ISBN 3-570-02285-4
Weblinks
- Personalisierte Briefmarke der österreichischen Post AG
- Bund Deutscher Philatelisten
- Deutsche Philatelisten Jugend
- Verband Österreichischer Philatelistenvereine
- Verband Schweizerische Philatelistenvereine
- 150 Jahre deutsche Briefmarken
- News, Witziges, Infos und mehr zum Briefmarkensammeln
- Geschichte der Briefmarke und Briefmarkensammler
- Historisches zur Briefmarke
- "Klassische" Briefmarken
- Interessante Philateliediskussionen