Sill

Nebenfluss des Inns in Tirol

Die Sill ist ein rechter Nebenfluss des Inn in Tirol, Österreich, mit einer Länge von 42 km.

Sill
Die Sill unmittelbar vor der Mündung in den Inn

Die Sill unmittelbar vor der Mündung in den Inn

Daten
Gewässerkennzahl AT: 2-8-153
Lage Österreich, Tirol
Flusssystem Donau
Abfluss über Inn → Donau → Schwarzes Meer
Quelle unterhalb der Wildseespitze in den Zillertaler Alpen
46° 59′ 29″ N, 11° 32′ 50″ O
Quellhöhe 2342 m ü. A.[1]
Mündung in Innsbruck in den InnKoordinaten: 47° 16′ 39″ N, 11° 25′ 8″ O
47° 16′ 39″ N, 11° 25′ 8″ O
Mündungshöhe 565 m ü. A.[2]
Höhenunterschied 1777 m
Sohlgefälle 42 ‰
Länge 42,2 km[2]
Einzugsgebiet 854,8 km²[2]
Abfluss am Pegel Innsbruck-Reichenau[3]
AEo: 830,7 km²
Lage: 850 m oberhalb der Mündung
NNQ (20. Februar 1979)
MNQ 1951–2009
MQ 1951–2009
Mq 1951–2009
MHQ 1951–2009
HHQ (6. August 1985)
560 l/s
7,11 m³/s
24,5 m³/s
29,5 l/(s km²)
145 m³/s
358 m³/s
Linke Nebenflüsse Obernberger Seebach, Gschnitzbach, Ruetz
Rechte Nebenflüsse Valser Bach, Navisbach, Viggarbach, Viller Bach
Durchflossene Seen Brennersee
Großstädte Innsbruck
Gemeinden Gries am Brenner, Steinach am Brenner, Matrei am Brenner, Schönberg im Stubaital, Ellbögen, Patsch, Mutters, Natters
Karte

Lauf und Landschaft

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Die Sill entspringt in den Zillertaler Alpen am Alpenhauptkamm oberhalb des Brennerpasses. Die Quelle befindet sich im Bereich der Griesbergalm im Gemeindegebiet von Gries am Brenner unterhalb der Wildseespitze in einer Höhe von über 2300 m. Unterhalb des Brenners durchfließt sie den Brennersee und fließt anschließend Richtung Norden durch den Nordtiroler Teil des Wipptales. Vor dem Austritt ins Inntal bei Innsbruck bildete die Sill im Laufe der Jahrhunderte die Sillschlucht, welche sich von Gärberbach (Ortsteil von Mutters) bis unterhalb des Bergisel erstreckt. Im Inntal hat die Sill einen Schwemmkegel ausgebildet und den Inn an den Fuß der Nordkette abgedrängt.

Weitere interessante Stellen im Flussverlauf sind das nach einem nahegelegenen Gasthaus benannte Wehr Bretterkeller mit etwa fünf Meter Höhe am Fuße des Paschbergs im Stadtgebiet von Innsbruck sowie der Sillfall (Höhe circa vier Meter), wo das Sillwasser entnommen wird. Sie mündet im Innsbrucker Stadtteil Reichenau beim Sillzwickel in den Inn. Dort hat die Stadt ein Naherholungsgebiet errichtet.

Der bedeutendste Zubringer ist die aus dem Stubaital kommende Ruetz, die rund 32 km lang ist und ein Einzugsgebiet von 321 km² entwässert.

Entlang der Sill führt mit Brennerbahn und Brennerautobahn eine der drei bedeutendsten Alpentransitrouten. Bei der Sillschlucht befindet sich das Nordportal des Brennerbasistunnels.[4]

Der Fluss wird im 12. Jahrhundert (1141 und 1187) in den (gefälschten) Urkunden des Stiftes Wilten als „aqua Sulle“ und „flumen Sülle“, der Zusammenfluss von Sill und Inn als „Singelære“ erstmals genannt.[5] Auch bei Patsch, Pfons und Steinach wird der Fluss in Urkunden aus Mittelalter und Neuzeit als „Sülle“ oder „Sill“ bezeichnet. Da Gewässernamen in früh erschlossenen Tiroler Tälern meist vorrömischen Ursprungs sind, ist der Name zur antiken Wurzel *suel- zu stellen und als *Su(e)lia zu rekonstruieren. Die Bedeutung ist ‚schwellendes/brausendes Gewässer‘.[6]

Die Sillalm im Valser Tal und das darüber gelegene Silesköpfl, 1500 als „Sülkogl“ erwähnt, lassen vermuten, dass früher der Valser Bach als Oberlauf der Sill angesehen wurde.[7][8]

Einzugsgebiet und Wasserführung

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Einzugsgebiet der Sill

Die Sill hat ein natürliches Einzugsgebiet von 854,8 km², davon sind (Stand 2006) 28,1 km² (3,3 %) vergletschert. Der höchste Punkt im Einzugsgebiet ist das Zuckerhütl mit 3507 m. Die Halbwertshöhe des Sill-Einzugsgebietes liegt bei 1900 m, d. h. 50 % des Einzugsgebietes liegen über diesem Wert.[9]

Der mittlere Abfluss am Pegel Innsbruck-Reichenau beträgt 24,5 m³/s, was einer Abflussspende von 29,5 l/s·km² entspricht.[3] Das Abflussregime mit dem Maximum im Juni und dem Minimum im Februar ist typisch für einen Gebirgsfluss ohne nennenswerten Gletschereinfluss, es wird von der Schneeschmelze in den höheren Lagen des Einzugsgebietes dominiert. Das höchste Monatsmittel ist 6,5-mal höher als das niedrigste.


Mittlere monatliche Abflüsse der Sill (in m³/s) am Pegel Innsbruck-Reichenau

Erhebungszeitraum 1951–2009, Quelle:[3]

Die Sill sorgte immer wieder für verheerende Überschwemmungen im heutigen Stadtgebiet von Innsbruck (Wilten, Pradl, Dreiheiligen, Saggen), im Jahr 1668 waren dadurch beispielsweise 200 Todesopfer zu beklagen.[9] Die Brücken wurden regelmäßig zerstört oder beschädigt.

Nach zwei Tagen intensiver Regenfälle kam es am 6. August 1985 zum bislang größten gemessenen Hochwasserereignis mit einem Spitzendurchfluss von 358 m³/s am Pegel Innsbruck-Reichenau. Dabei staute sich das Wasser an der Pradler Brücke und überflutete Teile von Pradl und Dreiheiligen. Stark betroffen war das Zeughaus, wo Teile der im Keller gelagerten naturkundlichen Sammlungen zerstört wurden. Noch Schlimmeres wurde dadurch verhindert, dass am 6. August die Schneefallgrenze auf 1000 m fiel und damit die Niederschläge in 95 % des Einzugsgebiets als Schnee gebunden waren.[9] In der Folge wurde die Pradler Brücke mit geänderter Straßenführung neu gebaut und entlang der Sill Hochwasserschutzbauten errichtet.

Wirtschaftliche Nutzung

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Schon im 12. Jahrhundert wurde der Sillkanal angelegt, der beim Sillfall in Wilten von der Sill westlich abzweigte und unterhalb des Zeughauses wieder in die Sill mündete. Er versorgte Wilten und Innsbruck mit Wasser und diente zahlreichen Gewerbebetrieben als Energiequelle, darunter Sägewerken, Getreidemühlen, Feigenmühlen (zur Herstellung von Feigenkaffee) und Hammerschmieden. Im Jahr 1926 gab es noch 20 Gewerbebetriebe am Sillkanal.[10]

Heute wird die Wasserkraft in erster Linie von Elektrizitätswerken genutzt: einem Kleinkraftwerk am Oberlauf in Gries am Brenner, dem Brennerwerk bei Matrei am Brenner, dem oberen und dem unteren Sillwerk.

Wasserqualität

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Die Gewässergüteklasse beträgt im Wipptal I–II und im Stadtgebiet von Innsbruck II (Stand 2005)[11].

Weitere Fotos

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Commons: Sill – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. TIRIS – Tiroler Raumordnungs‐ und Informationssystem
  2. a b c Amt der Tiroler Landesregierung (Hrsg.): Fließgewässeratlas Tirol – Handbuch. Innsbruck 2002 (PDF; 5,8 MB).
  3. a b c Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2009. 117. Band. Wien 2011, S. OG 103 (info.bmlrt.gv.at [PDF; 12,1 MB])
  4. BBT: Bauarbeiten in Sillschlucht gestartet orf.at, 4. August 2020, abgerufen am 4. August 2020.
  5. Martin BitschnauHannes Obermair (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch, II. Abt.: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 2: 1140–1200. Innsbruck: Wagner 2012, ISBN 978-3-7030-0485-8, S. 144ff. Nr. 392 und Nr. 328ff. Nr. 816 (jeweils mit ausführlicher Diskussion der im 13. Jahrhundert gefälschten Überlieferung).
  6. Peter Anreiter, Christian Chapman, Gerhard Rampl: Die Gemeindenamen Tirols: Herkunft und Bedeutung (= Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchives). Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 3-7030-0449-5, S. 16.
  7. Ludwig Steinberger: Kreuz und quer durch Tirols Ortsnamenwelt. In: Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum, Band 8, Innsbruck 1928, S. 559–632 (zobodat.at [PDF; 4 MB]).
  8. Daniela Feistmantl, Gerhard Rampl: Die Oronyme des Wipptals im Jagdbuch Kaiser Maximilians I. In: Gerhard Rampl, Katharina Zipser, Manfred Kienpointner (Hrsg.): In Fontibus Veritas. Festschrift für Peter Anreiter zum 60. Geburtstag. Innsbruck University Press, Innsbruck 2014, S. 105–121 (online).
  9. a b c Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Wasserwirtschaft (Hrsg.): Der Pegel Innsbruck/Sill (PDF; 1,9 MB@1@2Vorlage:Toter Link/www.tirol.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.).
  10. Innsbrucker Verschönerungsverein: Der Sillkanal, einst Energiequelle des Innsbrucker Gewerbes, erhielt ein Denkmal. (Memento vom 19. April 2012 im Internet Archive)
  11. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Saprobiologische Gewässergüte der Fließgewässer Österreichs. Stand 2005. (PDF; 1 MB (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive))