Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien

sozialistischer Staat in Südosteuropa (1945–1992)
(Weitergeleitet von SFR Jugoslawien)

Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (zunächst Demokratisches Föderatives Jugoslawien[2]; von 1945 bis 1963 Föderative Volksrepublik Jugoslawien, kurz FVRJ), kurz SFR Jugoslawien oder SFRJ, war ein blockfreier Staat in Südosteuropa, der von 1945 bis 1992 bestand. Der sozialistische Einparteienstaat wurde autokratisch von Josip Broz Tito (1892–1980) und dem Bund der Kommunisten Jugoslawiens regiert (Titoismus).

Dieses sogenannte „Zweite Jugoslawien“ entstand nach dem Zweiten Weltkrieg als Nachfolgestaat des Königreichs Jugoslawien. Nach dem Tod Titos und ungelösten innenpolitischen Konflikten zerfiel der Bundesstaat in den von 1991 bis 2001 geführten Jugoslawienkriegen in die heute unabhängigen Staaten Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien, Nordmazedonien und Kosovo.

Geographie

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Jugoslawien grenzte an Italien, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Albanien, mit einer langen Küste am Adriatischen Meer mit zahlreichen Inseln. Nach dem Anschluss der Zone B des Freien Territoriums von Triest umfasste das Staatsgebiet ab 1954 eine Fläche von 255.804 km².

Der Nordosten des Landes war relativ flach, der Rest des Landes eher gebirgig. Höchster Berg war der Triglav (2864 m, in den Julischen Alpen nahe Jesenice), gefolgt vom Golem Korab (2753 m, im Korabgebirge, auf der Grenze zu Albanien westlich von Gostivar) und dem Titov Vrv (2747 m, im Šar Planina nahe Tetovo).

An der Grenze zu Albanien lagen drei große Seen: der Skutarisee, der Ohridsee und der Prespasee. Die Donau durchfloss den Nordosten Jugoslawiens (u. a. die Städte Novi Sad und Belgrad) und bildete einen Teil der Grenze zu Rumänien, das dortige Durchbruchstal wird als Eisernes Tor (serbokroatisch: Đerdap) bezeichnet. Wichtige Nebenflüsse der Donau in Jugoslawien waren die Drau (Drava), die Save (Sava) und die Morava.

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung 1961–1991: Zunahme von 18,4 auf 23 Millionen (+25 %)

Jugoslawien hatte 1991 rund 23 Millionen Einwohner, es gab 19 Städte mit jeweils mehr als 100.000 Einwohnern. Die größten Städte waren Belgrad (1.168.000 Einwohner) und Zagreb (706.800 Einwohner), gefolgt von Sarajevo, Skopje und Ljubljana. Von 1961 bis 1991 nahm die Bevölkerung Jugoslawiens um 25 % zu.[3]

Geschichte

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Unter Tito (1945–1980)

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Josip Broz Tito (1961)

Mit den AVNOJ-Beschlüssen vom 29. November 1943 wurde während des Zweiten Weltkrieges der Grundstein für eine neue Föderation südslawischer Völker unter der Führung der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) gelegt.

Die vorübergehende Regierung dieser Föderativen Volksrepublik Jugoslawien, unter Titos Vorsitz, wurde im März 1945 gegründet und war von Großbritannien, den USA und der Sowjetunion anerkannt worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien als sozialistischer Bundesstaat aus sechs Teilrepubliken (Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien) gegründet. Am 29. November 1945 wurde die Föderative Volksrepublik Jugoslawien (Federativna Narodna Republika Jugoslavija) proklamiert, nachdem Titos kommunistische Volksfront die Wahlen gewonnen hatte.

1948 distanzierte sich Tito immer mehr von der Sowjetunion und dem Ostblock und es kam zum Bruch. Tito verfolgte einen eigenen jugoslawischen Sozialismus (Titoismus). Jugoslawien näherte sich immer mehr dem Westen an und war außerdem Gründungsmitglied der blockfreien Staaten. Dies und das Modell der Arbeiterselbstverwaltung führte zu großem Interesse in der westeuropäischen Linken bis weit ins sozialdemokratische Spektrum hinein. In der BRD pflegte besonders die Jugendorganisation Falken seit den 1950er Jahren Kontakte und Austausch mit Jugoslawien.[4] Mit der Studentenbewegung ab 1967 intensivierte sich dieses Interesse, das jedoch nie ohne Reibungen und Kritik verlief.

 
Jugoslawien (dunkelgrün) zwischen den Machtblöcken (blau: NATO, rot: Warschauer Pakt)

Am 7. April 1963 wurde der Staat in die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija/SFRJ) umbenannt.

Präsidialregierung und Zerfall (1980–1992)

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Nach dem Tod Titos am 4. Mai 1980 übernahm das Präsidium der Republik die Regierungsgeschäfte. Die acht Mitglieder setzten sich aus je einem Vertreter der sechs Teilrepubliken und der zwei autonomen Provinzen zusammen. Immer mehr kam es jedoch zu Unstimmigkeiten, da die integrative Persönlichkeit Tito fehlte.[5]

Außer in Serbien wurden in allen ehemaligen Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawien nach durchgeführten demokratischen Wahlen Referenden über die staatliche Souveränität abgehalten.

Bei jeweils sehr hohen Wahlbeteiligungen stimmten für die jeweilige staatliche Souveränität:

Vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina hatten die jeweils serbischen wahlberechtigten Einwohner die Abstimmungen allerdings boykottiert.

Belgrad versuchte die Unabhängigkeitsbestrebungen zuerst militärisch zu unterwerfen. So intervenierte die Jugoslawische Volksarmee (JNA) zuerst 1991 in Slowenien (10-Tage-Krieg) und daraufhin auf Seiten der Krajina-Serben in Kroatien (Kroatienkrieg). Als dies misslang, verlagerte sich der Krieg dann immer mehr nach Bosnien-Herzegowina (Bosnienkrieg). Letztendlich gelang den drei Staaten jedoch die Durchsetzung ihrer Unabhängigkeit.

 
Der politische Zerfall Jugoslawiens

Der 26. April 1992 wird von Beobachtern als der Tag der letztendlich vollzogenen Auflösung der Föderation betrachtet. Mazedonien trennt sich dabei umgehend vom jugoslawischen Dinar.

„Restjugoslawien“

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Serbien und Montenegro um 2005

Nachdem die Föderation in ihre Einzelstaaten zerbrochen war, arrangierten sich Serbien und Montenegro und bildeten 1992 den gemeinsamen Staat Bundesrepublik Jugoslawien.

Der UN-Sicherheitsrat beschloss am 19. September 1992 mit der Resolution 777, dass die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ) nicht automatisch die Rechtsnachfolge der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien als Mitgliedsstaat der UNO antreten könne, sondern sich ebenso wie die anderen Nachfolgestaaten neu um eine Mitgliedschaft bewerben müsse. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York bestätigte dies durch Mehrheitsbeschluss (Billigung von 127 Ländern bei 26 Enthaltungen und sechs Gegenstimmen). Die Bundesrepublik Jugoslawien dürfe deshalb den Sitz der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien in der UN-Vollversammlung nicht mehr wahrnehmen. Da die BRJ sich aber stets unbeirrt als völkerrechtlich identisch mit dieser angesehen hatte[6] und sich weigerte, den konträren Beschluss zu akzeptieren, verlor sie ihren Sitz in der UN-Vollversammlung.

Die Bundesrepublik Jugoslawien wurde 2003 in einen Staatenbund umgewandelt und nahm mit einer neuen Verfassung den Namen Serbien und Montenegro an.[7] Dies stellte das Ende des Staatsnamens „Jugoslawien“ dar. Nach dem Zerfall des Staatenbundes im Jahr 2006 gingen daraus die heutigen Staaten Serbien und Montenegro hervor.

Politisches System

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Soweit nicht anders angegeben beziehen sich die Angaben auf die Verfassung von 1974, die bis 1988 gültig war:

Bundesebene

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Gebäude der Bundesversammlung in Belgrad

Staatsoberhaupt war nach Titos Tod das Präsidium der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, das sich aus je einem auf fünf Jahre gewählten Vertreter jeder Republik und Autonomen Provinz sowie dem Vorsitzenden des BDKJ zusammensetzte; jährlich wurde ein neuer Vorsitzender des Präsidiums bestimmt.

Die Funktion einer Bundesregierung hatte der Bundesexekutivrat. Dieser setzte sich zusammen aus:

  • dem Ministerpräsidenten (Vorsitzender des Bundesexekutivrates, Regierungschef)
  • den Bundessekretären (Ministern)
  • Vertretern der Republiken und Autonomen Provinzen
  • Leitern der Bundesverwaltungsorgane

Das Parlament auf Bundesebene war die Bundesversammlung, die aus dem Rat der Republiken und Provinzen (12 Delegierte aus jeder der 6 Republiken, 8 Delegierte aus jeder der 2 Autonomen Provinzen, zusammen also 88 Delegierte) und dem Bundesrat (Delegierte der Selbstverwaltungsorganisationen und gesellschaftspolitischen Organisationen: 30 je Republik und 20 je Autonomer Provinz, zusammen also 220 Delegierte) bestand.

Republiken und Provinzen

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Im Gegensatz zum Königreich Jugoslawien, das seit 1929 in neun Banschaften (Verwaltungsbezirke) unterteilt war, bestand die SFR Jugoslawien aus den sechs Teilrepubliken Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien. Mit der Verfassung von 1974 wurden innerhalb der Teilrepublik Serbien die zwei Autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina gebildet. Im Laufe der Zeit erhielten die Republiken und Provinzen immer mehr Kompetenzen (siehe AbschnittVerfassung“).

Republiken der SFR Jugoslawien (einschließlich autonomer Provinzen)
Republik Hauptstadt Fläche (km²) Flagge Wappen Lage
Sozialistische Republik Slowenien Ljubljana 20.253      
Sozialistische Republik Kroatien Zagreb 56.542      
Sozialistische Republik Bosnien und Herzegowina Sarajevo 51.129      
Sozialistische Republik Montenegro Titograd 13.812      
Sozialistische Republik Mazedonien Skopje 25.713      
Sozialistische Republik Serbien Belgrad 88.361 (55.968)      
Autonome Provinzen der SR Serbien Hauptstadt Fläche (km²)
Sozialistische Autonome Provinz Vojvodina Novi Sad 21.506
Sozialistische Autonome Provinz Kosovo Priština 10.887

Kommunale Ebene

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Als politische Einheit auf kommunaler Ebene gab es die Gemeinde (serbokroatisch: opština/općina, mazedonisch: Општина, slowenisch: občina), die in einzelne Ortschaften (naselje) unterteilt war. Dabei handelte es sich üblicherweise um eine Stadt und die umliegenden kleineren Dörfer.

Verfassung

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Die erste Verfassung der SFR Jugoslawien war nach dem Vorbild der Verfassung der Sowjetunion von 1936 gestaltet und trat am 31. Januar 1946 in Kraft. Sie garantierte erstmals die volle rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Geschlechter, auch das Frauenwahlrecht.[8] Sie wurde durch das Verfassungsgesetz vom 13. Januar 1953 ersetzt.

Am 7. April 1963 trat die dritte Verfassung in Kraft, die den Selbstverwaltungssozialismus in der Verfassung verankerte sowie eine Abkehr vom Zentralismus, so dass Kompetenzen von der Bundesebene auf die Ebene der Republiken übertragen wurden. Diese Verfassung wurde wiederum am 18. April 1967, am 26. Dezember 1968 und am 30. Juni 1971 geändert.

Eine vierte Verfassung trat am 21. Februar 1974 in Kraft[9] und blieb bis zum Zerfall des Staates gültig. Darin wurde Jugoslawien als Diktatur des Proletariats in einer „selbstverwaltend-demokratischen“ Form beschrieben. In den Vorgängerverfassungen war dagegen von einer „sozialistischen Demokratie“ die Rede gewesen.[10] Zudem enthielt sie eine noch stärkere Föderalisierung und wertete die Provinzen Vojvodina und Kosovo innerhalb der SR Serbien zu Autonomen Provinzen auf[11], die damit einen annähernd den Republiken gleichrangigen Status erhielten und Serbien nur formell unterstanden. Ihnen wurde aber im Gegensatz zu den Republiken kein Recht auf Selbstbestimmung (einschließlich des Rechts auf Sezession) eingeräumt. Die Verfassung von 1974 galt als die Verfassung mit dem längsten Text (als die mit dem kürzesten Text galt die – inzwischen überholte – der Volksrepublik China; Großbritannien hat keine geschriebene Verfassung). Am 25. November 1988 wurde die Verfassung deutlich verändert.

Parteien und Massenorganisationen

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Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens war die einzige in der SFRJ existierende Partei, bis sich 1989 die Vereinigung für eine jugoslawische demokratische Initiative gründete und allmählich zu einer Partei entwickelte. Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens löste sich ab Januar 1990 auf, nachdem der slowenische Bund der Kommunisten die Partei verlassen hatte. Im Laufe des Jahres 1990 gründeten sich auf lokaler Ebene zahlreiche neue, zumeist nationalistische Parteien; in den meisten Republiken bildeten sich auch Nachfolgeorganisationen des Bundes der Kommunisten, die teils sozialdemokratisch oder liberal, teils ebenfalls nationalistisch ausgerichtet waren. Der Ministerpräsident Ante Marković gründete mit dem Bund der Reformkräfte Jugoslawiens eine neue gesamtjugoslawische Partei mit sozialdemokratischem bis linksliberalem Profil.

Wichtige Massenorganisationen waren:

  • Vereinigung der Pioniere von Jugoslawien/Jugendverband
  • Sozialistischer Bund des werktätigen Volkes (SSRNJ)
  • Gewerkschaftsbund (mit rund 5 Millionen Mitgliedern Anfang der 1980er Jahre)
  • Bund der Kriegsteilnehmer

Außenpolitik

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Die Sozialistische Bundesrepublik Jugoslawien war der erste Staat, auf den die Bundesrepublik Deutschland am 19. Oktober 1957 wegen seiner wenige Tage zuvor erklärten de-jure-Anerkennung der DDR ihre Hallstein-Doktrin anwendete. Nachdem die Bundesregierung ihre diplomatischen Beziehungen zu Jugoslawien abbrach, vereinbarten beide Staaten am 31. Januar 1968 die Wiederaufnahme ihrer Beziehungen.

Die Bewegung der blockfreien Staaten (englisch: Non-Aligned Movement (NAM); serbokroatisch: Pokret Nesvrstanih) wurde 1961 in Belgrad gegründet. Josip Broz Tito gehörte neben dem ägyptischen Staatschef Nasser und dem indischen Premier Nehru zu den wichtigsten Wegbereitern der Bewegung. 1989 fand eine weitere Gipfelkonferenz der Blockfreien in Belgrad statt. Mit Josip Broz Tito stellte Jugoslawien in den Jahren 1961–1964 den Generalsekretär der NAM. Auch in den Jahren 1989–1992 wurde der Generalsekretär wieder von Jugoslawien gestellt. Das Amt wurde vom jeweiligen Vorsitzenden der kollektiven Präsidentschaft der SFRJ bekleidet, zunächst 1989/90 von Janez Drnovšek, dann nacheinander von Stjepan Mesić und Branko Kostić sowie vom Präsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien, Dobrica Ćosić. Zumindest die letzteren drei übten diese Funktion nur auf dem Papier aus, so dass die NAM in dieser Zeit faktisch ohne Generalsekretär dastand.

Die SFRJ war unter anderem Mitglied folgender Internationaler Organisationen:

Militär

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Die Jugoslawische Volksarmee (JNA) war eine Wehrpflichtarmee, die in den 1980er Jahren eine Stärke von 240.000 Soldaten hatte (Heer: 191.000, Luftwaffe: 37.000, Marine: 13.000[12]). Der Wehrdienst dauerte 15 Monate, ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gab es nicht. Eine vormilitärische Ausbildung erfolgte bereits an den Schulen. Neben der JNA gab es die Territoriale Verteidigung (TO), die aus rund 1 Million Menschen bestand, nur leicht bewaffnet war und im Falle einer Besetzung des Landes den Partisanenkampf aufnehmen sollte. Bemerkenswert war, dass die jugoslawische Volksarmee aufgrund der Blockfreiheit des Landes über Jahre gleichzeitig sowohl sowjetische als auch US-amerikanische Rüstungsgüter bezog. Laut der Military Balance des International Institute for Strategic Studies in London bestand die Panzerwaffe im Jahr 1984/85 aus u. a. 1500 sowjetischen T-34/-54/-55 Panzern und einigen T-72 sowie dem in Lizenz gebauten M-84, welcher auf dem Fahrgestell des T-72A basierte. Auch die Luftwaffe sowie die Luftabwehr bestand zum Großteil aus Waffen sowjetischer Herkunft, hier u. a. 130 MiG-21-Abfangjäger und einige An-12- und An-26-Transportflugzeuge.[13]

Später konnte Jugoslawien einen großen Teil der Waffen selbst produzieren, allerdings teilweise in Lizenz von ausländischen Lizenzgebern. In einigen Fällen bauten jugoslawische Rüstungsunternehmen (z. B. Soko in Mostar) Flugzeuge und Waffen, die aus westlichen und östlichen Komponenten zusammengesetzt waren und neben dem Eigenbedarf auch für den Export in blockfreie Staaten gebaut wurden.[14]

Die SFRJ und die Teilrepubliken hatten Verfassungsgerichte (ustavni sudovi).[15] Im Übrigen unterschied die Bundesverfassung von 1974 zwischen ordentlichen Gerichten und Selbstverwaltungsgerichten.[16] An der Spitze stand das Bundesgericht (Savezni sud).[17] Darunter gab es zum einen die Militärgerichte (vojni sudovi) des Bundes,[18] zum anderen die ordentlichen Gerichte (redovni sudovi) in den Republiken und Provinzen, also etwa Gemeinde- und Kreisgerichte (opštinski sudovi i okružni sudovi), Bezirkswirtschaftsgerichte und ein Höheres Wirtschaftsgericht (okružni privredni sudovi i Viši privredni sud) sowie ein Oberstes Gericht.[19] Zu den Selbstverwaltungsgerichten (samoupravni sudovi)[20] zählten u. a. die Gerichte assoziierter Arbeit[21] und die Friedensräte.[22]

Wirtschaft

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Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien hatte zunächst kurzzeitig ein planwirtschaftliches Wirtschaftssystem nach dem Vorbild der Sowjetunion. Am 24. Mai 1944 wurde von der AVNOJ eine Enteignung des Vermögens aller Deutschen beschlossen.[23] Dies betraf 50 % der gesamten Industrie und ca. 120.000 landwirtschaftliche Betriebe. Jugoslawien war Mitte der 1940er Jahre ein stark durch die Agrarwirtschaft geprägtes Land. 70 % der Bevölkerung arbeiteten in der Landwirtschaft, die 36 % des Sozialproduktes erwirtschaftete. Am 23. August 1945 wurde das Gesetz über die Agrarreform und Kolonisierung (Zakon o Agrarnoj reformi i kolonizaciji) erlassen, mit dem Großgrundbesitzer enteignet wurden (das „Feindvermögen“ war bereits konfisziert). Die landwirtschaftlichen Flächen wurden zunächst an Neubauern verteilt. Offiziell galt der Slogan „Der Boden denen, die ihn bebauen“. Vielfach waren jedoch nicht die lokalen Bauern, sondern verdiente Kämpfer des Widerstandes die Profiteure der Bodenreform.[24]

Der Bruch Titos mit Stalin 1948 führte zu einer Wende in der Wirtschaftspolitik, hin zu einer Sozialistischen Marktwirtschaft. In einer weiteren Bodenreform 1948 erfolgte eine Forcierung der Zwangskollektivierung großer Teile der Landwirtschaft. Ab Anfang der 1950er Jahre wurde ein umfassendes System der Arbeiterselbstverwaltung eingerichtet.[25]

Die Währung Jugoslawiens war der Jugoslawische Dinar. Innerhalb Jugoslawiens gab es ein deutliches wirtschaftliches Nord-Süd-Gefälle (Slowenien, Kroatien, Vojvodina gegenüber den anderen, südlicher gelegenen Teilrepubliken/Provinzen, wie z. B. Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Kosovo). Jugoslawien war dennoch das wirtschaftlich stärkste Land in Südosteuropa.

BIP pro Kopf 1990[26]
Republik BIP pro
Kopf in $
Slowenien 5.500
Kroatien 3.400
Bosnien und Herzegowina 1.600
Montenegro 1.700
Serbien (mit Kosovo und Vojvodina) 2.200
-darunter Provinz Vojvodina 3.250
-darunter Provinz Kosovo 730
Mazedonien 1.400
Jugoslawien 2.600

Tourismus

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Die SFR Jugoslawien gehörte zwischen den 1960er Jahren und 1990 neben Italien und Spanien zu den beliebtesten (Sommer-)Reisezielen in Europa. Millionen Touristen verbrachten ihren Urlaub an der Adriaküste, den Inseln und dem Hinterland. Die meistbesuchte Teilrepublik war Kroatien, mit einer über 1800 Kilometer langen Küste und 1246 Inseln. Der Wintertourismus konzentrierte sich auf die Julischen Alpen, Karawanken (im Norden/Slowenien) und Sarajevo, wo 1984 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Das Wahrzeichen des ehemaligen Jugoslawien, Stari Most (die Brücke von Mostar), war ebenfalls ein beliebtes Ziel von Touristen. Nicht nur die Mittelmeerküste Jugoslawiens war beliebt bei Besuchern, sondern auch die zahlreichen Seen im Land. Die bekanntesten Seen waren die Plitvicer Seen, der Bleder See, der Skutarisee (größter See Südosteuropas) und der Ohridsee in der ehemals südlichsten Teilrepublik Mazedonien, welcher zu den ältesten Seen der Welt gehört.

Hochschulen

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Universität in Zadar (Kroatien), direkt an der Adria gelegen

Zum Zeitpunkt der Gründung Jugoslawiens existierten die Universität Zagreb (gegründet 1669) und die Universität Belgrad (gegründet 1808).

Zwischen 1918 und 1992 wurden diese Universitäten neu gegründet:[27]

Ebenfalls neu gegründet wurden mehrere Fachhochschulen. Die Kunstakademien in Ljubljana, Zagreb und Priština wurden zunächst als eigenständige Hochschulen gegründet, später aber in die jeweilige Universität integriert. Weitere Kunst- und Musikhochschulen gab es unter anderem in Novi Sad und Dubrovnik.[28]

Die erste Universität auf dem Gebiet des späteren Jugoslawiens war die Universität Zadar, die 1396 gegründet und 1807 geschlossen wurde. 1955 wurde in Zadar wieder eine Philosophische Fakultät eingerichtet. In den Jahren 1674 bis 1786 betrieb das Paulinerkloster in Lepoglava (bei Varaždin) eine Universität.

Literatur und Theater

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1947 kam es zum Wiederaufleben der Verlagstätigkeit und zur Gründung mehrerer Literaturzeitschriften, wobei die Literatur auch der kleineren Volksgruppen Jugoslawiens stärker als in der Vorkriegszeit Beachtung fand. Die älteren Schriftsteller veröffentlichten vor allem Texte, die während der Besatzungszeit entstanden waren. Das gilt für den bekanntesten jugoslawischen Schriftsteller Ivo Andrić (1892–1975) (Die Brücke über die Drina, dt. 1953; Das Fräulein, dt. 1958); den Essayisten, Kritiker, Romancier und Dramatiker Miroslav Krleža (1893–1981), der bereits zwischen den Kriegen Herausgeber von Literaturzeitschriften und wichtiger Kulturfunktionär war; den Prosaisten und Lyriker Branko Ćopić (1915–1984), dessen Bücher in etwa 15 Sprachen übersetzt wurden; ferner für Mehmed Meša Selimović (1910–1982), Isidora Sekulić, Velko Petrović, Juša Kozak, Oskar Davičo und Miško Kranjec sowie für die Slowenen Anton Vodnik und Jože Udovič. Auch für jüngere Autoren wie den Serben Aleksandar Tišma (1924–2003) blieben Krieg, Besatzung und Holocaust Hauptthemen. Von den kroatischen Schriftstellern publizierten vor allem Jüngere, die aktiv am Befreiungskrieg mitgewirkt hatten, wie Ranko Marinković, Vjekoslav Kaleb, Peter Šegedin, Josip Barković und Vladan Desnica. Sehr dynamisch entwickelte sich die junge makedonische Literatur, nachdem die makedonische Sprache 1945 als Staatssprache zugelassen worden war; doch dauerte es längere Zeit, bis sie sich vom Vorbild folkloristischer Liedformen freigemacht hatte. Wichtigster Autor der jungen makedonischen Literatur war Slavko Janevski, der den ersten Roman in makedonischer Sprache (Seloto zad sedumte jaseni) schrieb.

Schnell setzte sich Ende der 1940er Jahre die Orientierung auf einen sozialistischen Realismus durch, der die neue Realität affirmativ-schematisch darstellte und die Aufbauarbeit glorifizierte; doch konnte der sozialistische Realismus durchaus an die Tradition der „sozialen Literatur“ der 1920er Jahre anknüpfen, für die als Autorin in diesem Zusammenhang stellvertretend Milka Žicina genannt sein soll (Kaja, die Kleinmagd, dt. 1946). Man könnte von einer gemäßigten Variante des Volksrealismus sprechen. 1951 setzte jedoch eine progressive Kehrtwende ein. Die Literaten wandten sich zum größten Teil von der naiven Volkspädagogik und von folkloristischen Traditionen ab und erreichten neue Ausdruckskraft.

Zunehmend wurde in der Zeit danach ausländische Literatur übersetzt, so der 1941 in der Schweiz erschienene Jugendroman Die rote Zora und ihre Bande von Kurt Held, der in Jugoslawien spielt. Eine Übersetzung von Gustav Gavrin erschien in Jugoslawien 1952 unter dem Titel Družina riđokose zore. Die Kunst opponierte gegen den Dogmatismus, avantgardistische Strömungen machten sich bemerkbar (so im Werk des Surrealisten Dušan Matić). Der in Jugoslawien geborene Schriftsteller Milo Dor (1923–2005) lebte im Exil in Wien und schrieb in deutscher Sprache; viele seiner Werke spielen in Jugoslawien. Den Höhepunkt des ausländischen Interesses an der neuen jugoslawischen Literatur bildete die Verleihung des Nobelpreises 1961 an Ivo Andrić. Aber auch ältere Autoren kamen wieder zu Wort wie Oton Župančić, Alojz Gradnik und Anton Vodnik. Neben die Erzählung trat in größerem Umfang der Roman als Kunstform. Die Themen umfassten nun auch das Leben des südslawischen Völker im 19. Jahrhundert, im Mittelalter und in der Antike (Ivo Andrić: Wesire und Konsuln, dt. 1963; Dobrica Ćosić: Der Herd wird verlöschen, dt. 1958). Zunehmenden Einfluss auf die jugoslawische Literatur gewannen die Übersetzungen der Werke deutscher Autoren wie Thomas Mann und Günter Grass.

Auch die Lyrik erlebte in den 1950er Jahren eine Wiedergeburt mit Vasco Popa, Ivan Lalić, Slavko Mihalić. Srbo Ivanovski, Izet Sarajlić und Aleksandar Ivanović. Der Lyriker Miloš Crnjanski kehrte 1965 aus dem Londoner Exil zurück. Die zunächst sehr intellektuelle und hermetische Lyrik, die sich gegen den sozialistischen Realismus gewandt hatte (der sog. „sozialistische Ästhetizismus“), öffnete sich dem Dialog und gewann an psychologischer Authentizität. Zudem entwickelte sich eine poetisch-phantastische Prosa (z. B. vertreten durch den Montenegriner Miodrag Bulatović, einen der am häufigsten in westeuropäische Sprachen übersetzten Autoren, der auch die Antikriegssatire Der Held auf dem Rücken des Esels – dt. 1965 – verfasste).

In den 1960er und 1970er Jahren gewann ein „erneuerter Realismus“ wieder an Schwung (so durch Aleksandar Tišma oder David Filip). Der Alltag der Stadtbewohner unter den Bedingungen einer forcierten Urbanisierung (soi bei Grozdana Olujić), die Entfremdung durch Technik (Sveta Lukić) und die besonderen Probleme regionaler Milieus traten als Themen in den Vordergrund. Auch die dramatische Literatur entwickelte sich, wenngleich bei weitem nicht so kräftig wie die erzählende Literatur. Zu nennen sind Bratko Kreft, Marian Matković, Aleksandar Obrenović, Ivica Ivanec, Jovan Hrstić (Reine Hände, dt. 1962; Savonarola und seine Freunde, dt. 1965). Auch die Produktion von Hörspielen und Kinderhörspielen sowie die Lehre in Literaturtheorie und Literaturgeschichte an den Hochschulen spielten eine wachsende Rolle. Dušan Radović wurde als Kinderbuchautor auch in Deutschland bekannt. Branislav Crnčević verfasste Komödien, Fernsehspiele, aber auch Aphorismensammlungen (Staatsexamen, dt. 1966). Danilo Kiš (Garten, Asche, dt. 1968) thematisierte die Kriegsgräuel und den Holocaust, wobei autobiographische Erfahrungen in sein Werk einflossen. Als die Kulturbürokratie 1978 auf seinen antistalinistischen Erzählzyklus Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch mit einer politisch motivierten Plagiatskampagn reagierte, ging er 1979 endgültig nach Frankreich, wo er bereits vorher zeitweise als Lektor für serbokroatische Sprache tätig war.

Eine zentrale Figur der jugoslawischen Literatur blieb lange Zeit Miroslav Krleža mit seinem Versuch, eine Synthese zwischen Tradition und Moderne zu erreichen.[29]

In den 1980er Jahren entstand als neues Genre die „Jeansprosa“ (Momo Kapor). Im Verlauf dieses Jahrzehnts zeichneten sich vor dem Hintergrund der schweren Wirtschaftskrise und einer schleichenden Erosion des politischen Systems zwei gegensätzliche politische Strömungen ab: auf der einen Seite die Vertreter einer Liberalisierung von Wirtschaft und Politik (vor allem in Slowenien), auf der anderen die Befürworter der Stärkung des Bundesstaats (vor allem in Serbien). Dieser Konflikt spiegelte sich in einer zunehmenden „Renationalisierung“ und Ideologisierung der Literatur, die auch in unterschiedlichen Entwicklungen der serbischen und kroatischen Sprache ihren Ausdruck fand.

In der jugoslawischen Literaturgeschichtsschreibung wurden montenegrinische Autoren der serbischen Literatur zugeordnet. Bei Autoren aus dem bosnisch-herzegowinischen Raum erfolgte die Einordnung nach ihrem Zugehörigkeitsgefühl zur serbischen, kroatischen oder bosnischen Nation. Als „jugoslawische“ Schriftsteller fühlten sich Autoren, die eine nationale Einengung vermeiden wollten.

Bis 1945 wurden in Jugoslawien nur wenige Filme gedreht. In den 1950er Jahren war ein am italienischen Neorealismus angelehnter Stil vorherrschend, der dann durch den Novi Film abgelöst wurde. In den 1980er Jahren waren die Filme von Emir Kusturica auch international erfolgreich.

Vor allem in den 1960er Jahren entstanden zahlreiche Koproduktionen zwischen Jugoslawien und der Bundesrepublik Deutschland, unter anderem zahlreiche Karl-May-Filme, die häufig im Nationalpark Plitvicer Seen entstanden.

Bildende Kunst

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In Jugoslawien lebten einige der bedeutendsten Vertreter der Naiven Malerei (unter anderem Ivan Generalić).

Neben zahlreichen historischen Baudenkmalen gab es in Jugoslawien auch bedeutende Beispiele moderner Architektur. Bekannte Vertreter des jugoslawischen Industriedesign waren unter anderem Saša Mächtig und Davorin Savnik.

Philosophie

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Basierend auf der theoretischen Legitimierung des Tito-Stalin-Bruchs durch politökonmische Analysen im Sinne eines wissenschaftlichen Sozialismus entwickelte sich im Laufe der 1960er und 1970er Jahre mit der Praxis-Gruppe eine eigene, spezifisch dem jugoslawischen Sozialismus entstammende philosophische Denkrichtung, die in scharfer Abgrenzung zum totalitären Stalinismus der Sowjetunion eine humanistische Interpretation des Marxismus entwickelte. Diese versuchte einen „authentischen“ Marxismus zu rekonstruieren und als „schöpferischen Marxismus“ weiterzuentwickeln. Die Praxis-Gruppe gab mehrere Jahre lang die auch mehrsprachig erscheinende Zeitschrift „Praxis“ heraus, die als internationale Diskussions- und Publikationsplattform des Denkens der Praxis-Gruppe und verwandter philosophischer und soziologischer Strömungen diente. So unterhielten unter anderem mit Erich Fromm oder Herbert Marcuse Mitglieder der Frankfurter Schule enge Kontakte zur Praxis-Gruppe. Die Universitäten in Zagreb und Belgrad waren die hauptsächlichen Standorte der Denkrichtung.

Der jugoslawische Sport hatte sich schon vor dem Ersten Weltkrieg in einen bürgerlichen[30] und einen eher sozialdemokratischen, an Breitensport orientierten Arbeitersport aufgespalten. Auch unter Tito bestand der Arbeitersport fort, auch wenn sich die Zielsetzung sich immer stärker in Richtung auf Leistungssport verschob, so dass die Möglichkeiten im Rahmen der Arbeiterselbstverwaltung kaum genutzt wurden[31] und sich die Zielsetzung immer stärker in Richtung auf internationale Erfolge orientierte. Zudem nutzte Jugoslawien seine Stellung als blockfreies Land und richtete z. B. die Leichtathletik-Europameisterschaften 1962 aus. Jugoslawien war auch Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 1976. Die Olympischen Winterspiele 1984 fanden in Sarajevo statt. Es war zudem auch Gastgeber zahlreicher Europa- und Weltmeisterschaften anderer Sportarten (z. B. Basketball, Leichtathletik, Schwimmen, Handball, Wasserball, Tennis, Motorradrennen).

Die Fußballnationalmannschaft wurde 1960 Olympiasieger, nachdem sie 1948, 1952 und 1956 dreimal in Folge die Silbermedaille gewonnen hatte. 1984 gewann sie die Bronzemedaille. Der größte Erfolg bei einer Weltmeisterschaft war der vierte Platz 1962 in Chile. 1960 und 1968 wurde sie Vizeeuropameister, 1976 Vierter.

Im Handball konnte die jugoslawische Männer-Handballnationalmannschaft zwei olympische Goldmedaillen in den Jahren 1972 und 1984 sowie den Weltmeister-Titel im Jahr 1986 erringen. Zudem wurde man Dritter bei den Olympischen Spielen 1988 und Vize-Weltmeister bei der WM 1982, weiterhin WM-Dritter in den Jahren 1970 und 1974. Die Frauen-Nationalmannschaft wurde im Jahr 1984 Olympiasieger und 1973 Weltmeister. Zudem konnten eine olympische Silbermedaille 1980, sowie drei WM-Silber- (1965, 1971, 1990) und zwei WM-Bronzemedaillen (1957, 1982) erreicht werden.

Das Land war auch stark im Basketball: die Herrennationalmannschaft war Weltmeister 1970, 1978 und 1990, sowie Europameister 1973, 1975, 1977, 1989 und 1991; Jugoslawien gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1980 die Goldmedaille. Daneben war Jugoslawien Weltmeister 1973 (Damen) und 1986 (Herren) und gewann im Wasserball (Herren) die olympischen Goldmedaillen 1968, 1984 und 1988 sowie viermal die Silbermedaille. Die Ruder-Weltmeisterschaften fanden 1966, 1979 und 1989 in Bled statt.

Berühmte Sportler waren unter anderem:

Literatur

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  • Norbert Mappes-Niediek: Krieg in Europa: Der Zerfall Jugoslawiens und der überforderte Kontinent. Rowohlt Verlag GmbH, 2022, ISBN 978-3-644-01069-7.
  • Hannes Grandits, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Jugoslawien in den 1960er Jahren : Auf dem Weg zu einem (a)normalen Staat? (= Balkanologische Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts an der Freien Universität Berlin. Band 58). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-447-07004-1.
  • Holm Sundhaussen: Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943–2011 : Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen. Böhlau Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-205-78831-7.[32]
  • Dejan Jović: Yugoslavia. A State that Withered Away. Purdue University Press, West Lafayette 2009, ISBN 978-1-55753-495-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • Peter Radan: The Break-up of Yugoslavia and International Law. Routledge, New York/London 2002, ISBN 0-415-25352-7.
  • Holm Sundhaussen: Experiment Jugoslawien : Von der Staatsgründung bis zum Staatszerfall (= Meyers Forum. Band 10). BI-Taschenbuchverlag, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 1993, ISBN 3-411-10241-1.
  • Johannes Grotzky: Balkankrieg. Der Zerfall Jugoslawiens und die Folgen für Europa. Piper, München/Zürich 1993, ISBN 3-492-11894-1.
  • Statistik des Auslandes. Statistisches Bundesamt, Länderbericht Jugoslawien (mehrere Ausgaben), zuletzt erschienen im März 1990, ISBN 3-8246-0210-5
  • Wolfgang Höpken: Partizipation und kommunale Selbstverwaltung in jugoslawischen Gemeinden. In: Klaus-Detlev Grothusen, Othmar Nikola Haberl, Wolfgang Höpken (Hrsg.): Jugoslawien am Ende der Ära Tito. Band 2, 1986, ISBN 3-486-51411-3, S. 67–141
  • Holm Sundhaussen: Geschichte Jugoslawiens 1918–1980. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007289-7
  • Herbert Büschenfeld: Jugoslawien, 1981, ISBN 3-12-928821-X
  • Die Verfassung der SFR Jugoslawien, eingeleitet von Herwig Roggemann. 1980, ISBN 3-87061-146-4 (zur Verfassung von 1974)
  • Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Jugoslawien (= Südosteuropa-Handbuch. Band 1). 1975, ISBN 3-525-36200-5 (vor allem die Beiträge von George Zaninovich (zum Bund der Kommunisten Jugoslawiens, S. 11–32), Franz Mayer und Ivan Kristan (Staat, Verfassung, Recht, Verwaltung, S. 33–149), Klaus-Detlev Grothusen (Die Außenpolitik, S. 150–187), Günther Wagenlehner (Landesverteidigung, S. 188–198) sowie Ivan Kristan (Die obersten Organe in Partei und Staat, S. 465–469; Verträge und Abkommen, S. 487–512)).
  • F. W. Hondius: The Yugoslav community of nations. Diss. Leiden 1968 (zur Nationalitätenpolitik und zu den Verfassungen von 1948, 1953 und 1963)
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Wikisource: Verfassung der SFR Jugoslawien vom 21. Februar 1974 – Quellen und Volltexte (slowenisch)

Einzelnachweise

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  1. Statoids.com
  2. Milovan Đilas schreibt in Jahre der Macht. Kräftespiel hinter dem Eisernen Vorhang. Memoiren 1945–1966, Seewald, 1983, dass sich diese Bezeichnung bereits ab 1943 „eingebürgert“ habe.
  3. Food and Agriculture Organization of the United Nations
  4. Kay Schweigmann-Greve: „Weder Ost noch West - für eine ungeteilte sozialistische Welt!“ Die Kontakte der SJD – Die Falken in den 50er und 60er Jahren nach Jugoslawien und ihre Nachwirkungen bis in die Gegenwart. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft II/2018, S. 161–181.
  5. Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60645-8, S. 263.
  6. Vgl. dazu ausführlich Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge (= Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht; Band 141). Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 98 ff., 308.
  7. Thomas Olechowski: Rechtsgeschichte: Einführung in die historischen Grundlagen des Rechts. 3. überarbeitete Auflage. facultas.wuv, Wien 2010, ISBN 978-3-7089-0631-7, S. 89 (google.de).
  8. Jad Adams: Women and the Vote : A World Hi.story |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2014 |ISBN=978-0-19-870684-7 |Seiten=438
  9. Vgl. Die Verfassung der SFR Jugoslawien (s. o.), S. 21.
  10. Georg Brunner: Neuere Tendenzen in der verfassungsrechtlichen Entwicklung osteuropäischer Staaten. In: Jahrbuch des öffentlichen Rechts. Neue Folge 23, 1974, S. 215.
  11. Artikel 2 der Verfassung vom 21. Februar 1974 Volltext. verfassungen.net
  12. Streitkräfte 1985/86. Die „Military Balance“ des Internationalen Instituts für Strategische Studien. London/Koblenz 1986, S. 173.
  13. International Institute for Strategic Studies, London (Hrsg.): Military Balance 1984/85. London 1985, S. 132.
  14. Tobias Pflüger, Martin Jung: Krieg in Jugoslawien. 2. Aufl. 1994, ISBN 3-9803269-3-4, S. 103 f.
  15. Bundesverfassung, Art. 375 ff. (Sitz: Belgrad, Bulevar Lenjina 2); Serbische Verfassung, Art. 401 ff.
  16. Bundesverfassung, Art. 217
  17. Bundesverfassung, Art. 369 (Sitz: Belgrad, Svetozara Markovića 21); 1953 Oberstes Gericht des Bundes (Savezni vrhovni sud), 1963 Oberstes Gericht (Vrhovni sud) genannt; bis 1975 existierte daneben ein Oberstes Wirtschaftsgericht (Vrhovni privredni sud)
  18. Zakon o vojnim sudovima (Službeni list SFRJ 4/77)
  19. Serbien: Zakon o redovnim sudovima (Službeni glasnik SRS 46/77), Art. 19; Mazedonien: Zakon za redovnite sudovi (Služben vesnik SRM 10/76, 17/79), Art. 31
  20. Bundesverfassung, Art. 225; vgl. Gesellschaftliche Gerichte
  21. Zakon o sudovima udruženog rada (Službeni list SFRJ 24/74, 38/84); Serbien: Zakon o sudovima udruženog rada (Službeni glasnik SRS 32/75); Mazedonien: Zakon za sudovite na združeniot trud (Služben vesnik SRM 41/75)
  22. Serbien: Zakon o mirovnim većima (Službeni glasnik SRS 43/79); Mazedonien: Zakon za mirovnite soveti (Služben vesnik SRM 39/77)
  23. Erlass über den Übergang feindlichen Vermögens in Staatseigentum und die staatliche Verwaltung des Vermögens abwesender Personen sowie die Beschlagnahme des von den Besatzungsmächten gewaltsam entfremdeten Vermögens
  24. Zoran Pokrovac: Sozialistische Reformen am Fall Jugoslaviens und sozialistische Konstruktion der Wirklichkeit. In: Christoph Boyer (Hrsg.): Zur Physiognomie sozialistischer Wirtschaftsreformen. Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-465-04026-2, S. 123–137.
  25. Ernst Lohoff: Der Dritte Weg in den Bürgerkrieg. Jugoslawien und das Ende der nachholenden Modernisierung. Horlemann, Bad Honnef 1996, ISBN 3-89502-055-9, S. 67 ff.
  26. Fischer Weltalmanach 1993, Spalten 411/412
  27. Jugoslavija, Abschnitt „Nauka“. In: Enciklopedija Jugoslavije, 2. Ausgabe, Band 6, S. 510 f.
  28. Katica Marendić: Faculties and Academies of Art. In: Yugoslav Survey, 26, 1985, Heft 4, S. 85–96 (ISSN 0044-1341).
  29. Bücher der jugoslawischen Völker und Nationalitäten in deutschen Übersetzungen. Redaktion: Sveta Lukić. Jugoslovenski bibliografski institut, Beograd und Kulturamt der Stadt Dortmund, 1979, insbes. S. 7–14.
  30. Drago Stepisnik: Jugoslawien. In: Horst Ueberhorst: Geschichte der Leibesübungen. Band 5. Bartels & Wernitz, Berlin 1976, S. 347–368; ISBN 3-87039-980-5
  31. Sergije Bjeloborodov: Jugoslawien. In: Arnd Krüger, James Riordan (Hrsg.): Der internationale Arbeitersport: Der Schlüssel zum Arbeitersport in 10 Ländern. Pahl-Rugenstein, Köln 1985, S. 103–109; ISBN 3-7609-0933-7
  32. Zwischen Kollaborateuren und Widerstandskämpfern gab es nichts, Rezension von Martin Sander