Akademische Ferien-Vereinigung Algovia
Die Akademische Ferien-Vereinigung Algovia ist seit 1893 eine Ferialverbindung für Studenten, die in Kempten (Allgäu) ihr Abitur gemacht haben.
Organisation und Geschichte
Bereits vor Gründung der heutigen Algovia gab es ab 1848 eine namensgleiche farbentragende landsmannschaftliche Verbindung Algovia von Allgäuer Studenten in München. Diese erklärte sich 1860 zur Burschenschaft, bevor sie bereits 1874 suspendiert wurde.[1]
Die Akademische Ferien-Vereinigung Algovia wurde am 26. August 1893 in Kempten gegründet. Ziel war, „die akademische Jugend der Stadt während der Ferien in studentischen Formen gesellschaftlich [zu] vereinigen“ und dabei das „gemeinsame Allgäuer Volkstum“ zu pflegen. Nachdem das Mitglied Otto Merkt im Jahre 1919 Kemptener Oberbürgermeister wurde, hatte die Algovia ab der Weimarer Zeit eine wichtige Stellung in Kempten. Unter Führung des Algovia-Philistersekretärs Merkt nahm sie großen Einfluss auf die Besetzung von Posten in der Kemptener Stadtverwaltung und behielt diesen auch während des Nationalsozialismus bei. Bereits 1933 führte die Algovia vorauseilend das Führerprinzip ein, nach Aussage des autokratischen Merkt verbanden sich in der Algovia „begeisterte Nationalsozialisten neben überzeugten Katholiken“. Zu dieser Zeit hatte die Algovia knapp 200 Mitglieder, davon 41 aktive Mitglieder und 158 im Philisterium, dem Altherrenverband.[2]
Nach dem Ende des NS-Staats mit Auflösung der Algovia beantragten am 1. April 1948 ehemalige Mitglieder die offzielle Wiederzulassung der Algovia als geselligem Verein. Zur selben Zeit wurden in der Stadtverwaltung Kemptens Posten mit Mitgliedern der Algovia besetzt.[2] Nach eigenen Angaben sei die Algovia in den nächsten Jahrzehnten auf über 300, aktuell noch 220 aktive Mitglieder und alte Herren angewachsen. Die Mitglieder der Algovia verbinde ihre Heimat, das Allgäu. Sie sei im Jahre 2020 nicht farbentragend und nicht schlagend.[3]
Bekannte Mitglieder
- Andor Ákos (1893–1940, Architekt)
- Karl Böhm (1885–1956, Direktor des Allgäuer Überlandwerks)[2]
- Claude Dornier (1884–1969, Flugzeugkonstrukteur)[4]
- Ulrich Felber (Stadtpfarrer)[2]
- Otto Merkt (1877–1951, 1. Bürgermeister Kempten 1919–1942)[4]
- Josef Rottenkolber (1890–1970, Historiker)
- Eugen Schraudy (1880–1959, 2. Bürgermeister Kempten 1919–1945)[2]
- Alfred Weitnauer (1905–1974, Heimatpfleger)[4]
- Heinrich Zölch (1913–1950, Rechtsrat und ab Anfang 1945 Stellvertreter des Kreisleiters Anton Brändle)[2]
- Rudolf Zorn (1893–1966, Jurist und Politiker)[4]
Literatur
über die Algovia
- Herbert Müller: Parteien- oder Verwaltungsvorherrschaft? Kommunalpolitik der Stadt Kempten (Allgäu) zwischen 1929 u. 1953, zugleich Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg Nr. 35, Dissertation 1986, Ernst Vögel, München 1988, 448 Seiten, ISBN 3-925355-04-9, S. 49-52, S. 252–254
von der Algovia
Einzelnachweise
- ↑ Hugo Böttger: Jahrbuch der Deutschen Burschenschaft, C. Heymanns Verlag, Berlin 1907, OCLC 39989837, S. 260f
- ↑ a b c d e f Herbert Müller: Parteien- oder Verwaltungsvorherrschaft? Kommunalpolitik der Stadt Kempten (Allgäu) zwischen 1929 u. 1953, zugleich Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg Nr. 35, Dissertation 1986, Ernst Vögel, München 1988, 448 Seiten, ISBN 3-925355-04-9, S. 49-52, S. 252-254.
- ↑ Webseite Algovia: Selbstdarstellung. Abgerufen am 28. Oktober 2020
- ↑ a b c d Webseite Algovia: Geschichte. Abgerufen am 28. Oktober 2020