Ein Zimmermann, auch Zimmerer und Zimmerin, ist ein Holz-Handwerker.
Geschichte
In frühen Zeiten war wohl jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sich sein Haus meist selbst zimmern musste. Als sich später die Berufe mehr und mehr spezialisierten, wurde auch der Zimmererberuf eigenständig.
Durch die Herausbildung von Zünften und der Geheimhaltung besonders wichtiger und interessanter Arbeitstechniken (Dachausmittlung, Schiftung oder Vergatterung) im Mittelalter wurde der Zimmermann, vor allem in der Stadt, unentbehrlich.
Vor allem Prestigebauten, wie Rathäuser oder Zunfthäuser mit ihren aufwändigen Dachformen, konnten von keinem Laien mehr ohne weiteres gebaut werden. Ein erfahrener Zimmermeister wurde verpflichtet. Dieser hütete seine Kunst und gab sie nur an einen auserwählten Zunftkollegen, meist auch ein Meisterssohn, weiter. Selbst gegenüber seinen Gesellen blieb er vorsichtig. Wichtige Arbeiten wie das Aufschnüren des Daches auf dem Reißboden übernahm er daher selbst.
Eine Blütezeit des Zimmererhandwerkes war sicherlich das Mittelalter mit seinen gewagten großen städtischen Fachwerkbauten. Beispiele sind vor Allem: das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim, das Rathaus in Wernigerode sowie die gesamte Altstadt von Quedlinburg (Weltkulturerbe).
Einen absoluten Höhepunkt der Dachkonstruktion erreichten die französischen Zimmermeister, die maître de charpentier, etwa um 1900 mit ihren geschwungenen und ineinander übergehenden, verdrehten und gewölbten Dachflächen. Diese Kunst beherrscht heute kaum noch jemand. Wunderschöne Beispiele der dörflichen Zimmerkunst kann man im Freilichtmuseum Detmold betrachten. Auch der Dorfzimmermann verstand es, dem nüchternen und funktionalen Haus einen eigenen Charakter zu geben. Selbst an der ärmlichsten Bauernkate wurden Schmuck und Zierrat nicht vergessen.
Heutzutage hat sich das Bild des Zimmermannes weiterentwickelt. Er arbeitet nicht mehr nur mit Holz, sondern kennt sich auch mit vielen anderen Materialien aus und weiß sie kunstvoll zu verbauen. Zu den traditionellen Zimmermannsarbeiten wie Dachstuhlbau, Holz-Treppenbau sowie dem Innenausbau sind neue Tätigkeitsfelder wie der Ingenieurholzbau und der Holzrahmenbau hinzugekommen. Ein Teil des Einsatzgebietes des Zimmerers ist auch die Herstellung von Schalungen für Betonbauteile sowohl aus Holz wie auch mittels Fertigschalungen, Zimmerer sind daher (oft auch in Führungsfunktionen, wie als Poliere) auch an Bauwerken in Stahlbetonbauweise beteiligt.
Produkte
Ein Zimmerer fertigt unter anderem die folgenden Produkte:
Ausbildung
Der Zimmerer absolviert eine dreijährige Lehre und kann danach selbstständig nach einem Plan z. B. einen Dachstuhl abbinden. Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen zum Zimmerervorarbeiter, Zimmerpolier, Zimmermeister und Restaurator im Zimmerhandwerk. Dem Zimmerer- und Holzbaubereich zuordenbare Studienzweige sind Holzbau, Architektur, Bauingenieurwesen und Holzingenieurwesen (Eberswalde, Hildesheim, Rosenheim und Biel,CH).
Wanderschaft
Die Zimmerleute sind im heutigen Bauhandwerk eine der wenigen Berufsgruppen, die noch sehr viel Wert auf ihre Traditionen legen. Sieht man auf der Straße einen mit schwarzer Cordkluft, Manchesterjacket und Weste bekleideten jungen Mann unterwegs mit Schlapphut, Stenz und Bündel, ist das einer der Wanderburschen, von denen nur noch einige Hundert pro Jahr in Europa und Übersee unterwegs sind. Früher waren die Straßen voll von ihnen. Heute pflegen vor allem die Schächte dieses alte Brauchtum. „Sprich den Kunden an, spendier ihm ein Bier und lass dir von seinen Erlebnissen auf der Walz erzählen“.
Siehe auch
Literatur
Fachliteratur zum Thema erscheint unter anderem im Bruderverlag.