Jörg Wolle

deutsch-schweizerischer Manager
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Jörg Wolle (* 19. April 1957 in Plauen) ist ein deutsch-schweizerischer Manager. Er ist Präsident des Verwaltungsrates sowohl beim Marktexpansionsdienstleister DKSH als auch beim Logistikunternehmen Kühne & Nagel, beide mit Sitz in der Schweiz.[1]

Ausbildung

Als Maschinenbau-Ingenieur promovierte Wolle 1987[2] an der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz).[3]Die Sächsische Zeitung schreibt über ihn: "Der Osten steht ihm zu jener Zeit offen, doch er will flüchten, plant das akribisch".[2] Später absolvierte er das Executive Development an der IMD Lausanne (1993 bis 1994) und das Stanford Executive Program der Stanford University (1998). Wolle hält die Verbindung zwischen Technik und Wirtschaft als vorteilhaft: "Das spricht meiner Meinung nach klar für einen Studiengang wie zum Beispiel den des Wirtschaftsingenieurs. Aber auch die Ergänzung einer technischen Ausbildung durch einen MBA halte ich für empfehlenswert."[4]

Kurz vor der Wende, im März 1988 springt er vom anfahrenden Zug im Stuttgarter Hauptbahnhof, welcher ihn zurück in die DDR bringen sollte. Zwar hatte er zu jenem Zeitpunkt einen Doktortitel in Maschinenbau, aber weder Geld noch Beziehungen, was ihn dazu zwang wieder von Null zu starten.[5]

Später absolvierte er das Executive Development an der IMD Lausanne (1993 bis 1994) und das Stanford Executive Program der Stanford University (1998). Wolle hält die Verbindung zwischen Technik und Wirtschaft als vorteilhaft: "Das spricht meiner Meinung nach klar für einen Studiengang wie zum Beispiel den des Wirtschaftsingenieurs. Aber auch die Ergänzung einer technischen Ausbildung durch einen MBA halte ich für empfehlenswert."[3]

Jörg Wolle ist Honorar-Professor für Intercultural Communication an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.

Karriere

Jörg Wolle arbeitete von 1988 bis 1990 als Manager für internationale Projekte für den schwedischen Kugellagerhersteller SKF in Indien, Russland, China und im Iran. 1991 ging er als Direktor Marketing und Verkauf zum Schweizer Handelshaus Siber Hegner in Hongkong und China.[4] 1995 wechselte er zu dessen Hauptsitz in Zürich und wurde CEO und Delegierter des Verwaltungsrats im Jahr 2000. 2002 schloss sich Siber Hegner mit dem Asiengeschäft von Diethelm Keller zur DKSH zusammen. Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz dazu: "Er formte aus einer darbenden Vertriebsfirma einen erfolgreichen Dienstleister. Der Betriebsgewinn verfünffachte sich". Wolle könne "auf ein fast filmreifes Leben zurückblicken".[6]

Joerg Wolle ist seit Mai 2016 Präsident des Verwaltungsrates der Kühne + Nagel International AG[7] und seit März 2017 Präsident des Verwaltungsrates der DKSH Holding AG. Zudem ist er Mitglied des Verwaltungsrats der Diethelm Keller Holding sowie des Aufsichtsrats des Rohstoffhändlers Louis Dreyfus Company[8]. Er ist an der privat gehaltenen Firma Lonrho Ltd. beteiligt, welche Investitionen in Afrika tätigt.[9]"Als Doppel-Präsident ist Jörg Wolle in der Champions League angekommen", schreibt die Bilanz. [6]

2016 übernahm er das Amt des Verwaltungsratspräsidenten bei Kühne & Nagel und 2017 bei DKSH.[1]

Er ist seit 1987 verheiratet, hat eine Tochter und lebt in der Ortschaft Schindellegi im Kanton Schwyz.[10][11]

Beurteilung

Mit der DKSH "formte er aus den ehemaligen Handelshäusern einen schlagfertigen Konzern".[4][12] Er wurde als "einer der besten Asienkenner" bezeichnet,[12][13] der über "Kontakte bis in die höchsten Regierungsspitzen Asiens" verfüge.[14] Zudem gilt er als "Verknüpfer", der verbindlich im Ton, aber hart in der Sache ist.[4][15] Die Bilanz bezeichnet ihn als "in der Schweizer Wirtschaftswelt bestens vernetzt." [6] Wolles Führungsstil wurde mit der "eisernen Faust im Samthandschuh" assoziiert.[4] Sein Führungsstil und seine Entlöhnung wurden teilweise kritisch beurteilt.[10] In einem Interview ging Wolle auf seine Vergütung ein: "Seit vielen Jahren verdiene ich unverändert fix 1,8 Millionen Franken. Alles andere ist echte Gewinnbeteiligung."[16][17] Ein Journalist kritisiert, dass er für 2013 und 2014 zusammengenommen "fast 7 Millionen als variable Vergütung" erhielt. Die Gewinnbeteiligungen seien zudem in bar ausbezahlt worden, so der Journalist.[16] In den Jahren 2013 als auch 2014 konnte das Unternehmen die früheren Wachstumsraten nicht fortsetzen.[8] Trotzdem konnten die Umsätze noch gesteigert werden. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2013 einen 8,5 % höheren Umsatz von 9,56 Mrd. CHF [18] und verzeichnete 2014 ein Umsatzwachstum von 2,7 %[19] mit einem Umsatz von 9,8 Mrd. CHF.[20][8] Im Geschäftsjahr 2015 konnte DKSH erneut ein Umsatzwachstum sowie eine Steigerung des Gewinns pro Aktie um über fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.[21]

Einzelnachweise

  1. a b Werner Enz: Asien ist weit mehr als China. In: Neue Zürcher Zeitung, 11. Mai 2017, S. 26, abgerufen am 13. Mai 2017
  2. a b Ulrich Wolf: Der Aufsteiger Sächsische Zeitung, 06. April 2017. Abgerufen am 4. Oktober 2017
  3. a b TU-Spektrum von HJG, TU-Spektrum, Ausgabe 3/96 auf der Website der TU Chemnitz. Abgerufen am 5. Februar 2013.
  4. a b c d e Jörg Wolle: Kapitalismus pur, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Oktober 2012. Abgerufen am 13. Februar 2015.
  5. Business Leaders From Former East Germany Are Few, The Wall Street Journal, 7. November 2014. Abgerufen am 17. März 2015.
  6. a b c Dirk Schütz: Jörg Wolle hat seine Rolle gefunden - als Top-Player Bilanz, 15. March 2017. Abgerufen am 21. September 2017
  7. Kuehne + Nagel: News Single Display. In: www.kn-portal.com. Abgerufen am 8. Juni 2016.
  8. a b c Geschäftsbericht DKSH 2014
  9. Stefan Barmettler: Streit um Freihafen. In: Handelszeitung, 2. Oktober 2014, S. 5
  10. a b Kofler K., Kneubühler U.: Der Sonnenkönig. In: Bilanz 15-16/2014, Juli-August 2014, S. 30-37
  11. Philipp Albrecht: Schindellegi: Vom Bauernhof zum Mekka der Superreichen. Bilanz, 2. August 2017. Abgerufen am 3. August 2017
  12. a b Unternehmerische Erfolgsfaktoren in einer globalisierten Welt, NZZ CEO Dinner, 2. Oktober 2013. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  13. Machtnetz von Jörg Wolle: In der Wolle gefärbt Bilanz. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  14. Louis Dreyfus Commodities: Wundersame Verwandlung Bilanz. Abgerufen am 19. Februar 2015.
  15. Joerg Wolle: Er hat das Handelshaus neu erfunden, Handelszeitung, 10. Oktober 2006. Abgerufen am 28. Mai 2015.
  16. a b Hässig, Lukas: Goldenes Händchen. In: Handelszeitung. Nr. 38, 17. September 2015, S. 3
  17. Bei uns decken sich die Interessen der Aktionäre mit jenen des Managements SonntagsZeitung. Abgerufen am 1. Oktober 2015.
  18. DKSH steigert Umsatz 2013 um 8,5% auf 9,56 Mrd CHF - Neue Ziele (AF) Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 9. November 2015
  19. DKSH ist zu hohem Wachstum verdammt Finanz & Wirtschaft. Abgerufen am 9. November 2015
  20. SDA vom 26. Februar 2015
  21. Geschäftsbericht DKSH 2015. Abgerufen am 21. Juni 2016.