Flexitarismus
Der Flexitarismus bezeichnet eine Ernährungsweise bei der in der Hauptsache vegetarische Lebensmittel und deutlich seltener Fleisch auf dem Speiseplan steht. Zentrales Anliegen der Flexitarier ist eine ausgewogene, meist vegetarische Ernährung kombiniert mit einem bewussten, jedoch nur gelegentlichen Genuss von Fleisch. Der Ausdruck ist zusammengesetzt aus den Worten flexibel und Vegetarismus.
Geschichte und Wortentstehung
Der Fleischkonsum stieg in den Industriestaaten insbesondere während der Jahre des Wirtschaftswunders stark an. Beigetragen zu dieser Entwicklung hat unter anderem eine zunehmende Intensivierung in der Landwirtschaft, welche zu sinkenden Preisen und einer höheren Verfügbarkeit von Fleisch führte. Gleichzeitig sorgten steigende Einkommen dafür, dass Fleisch erschwinglicher wurde.
Anfang der 1990er Jahre wurde der Flexitarismus von verschiedenen Organisationen propagiert, mit dem Ziel den Vegetarismus attraktiver zu gestalten.[1] Die American Dialect Society kürte den Flexitarier als nützlichstes, neues Wort im Jahr 2003, da es eine Lücke im Wortschatz fülle.[2] Flexitarier bezeichnen sich auch als „Teilzeit-Vegetarier“ oder „Wochenend-Vegetarier“. Medial wurde auch das „Modell Sonntagsbraten“ zurückgegriffen bei dem nur zu besonderen Anlässen wie Sonntagen Fleisch genossen werden soll.[3] Wissenschaftler der Universität Göttingen und der Universität Hohenheim definieren Flexitarier als Menschen, „die nur selten, nur ausgewähltes oder sehr wenig Fleisch essen“. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2013 konnten 11,6 Prozent der Befragten als Flexitarier identifiziert werden.[4][5]
Es gibt verschiedene Kampangen mit dem Ziel Tage einzuführen, an denen eine vegetarische Ernährung stattfinden soll. Im Jahr 2009 startete Paul McCartney zusammen mit seinen Töchtern Stella und Mary die Kampagne „Meat Free Monday“.[6][1]. Die Grünen lösten im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2013 eine Kontroverse um die Einführung eines Veggietags aus. Die Kampagne wurde medial schnell skandalisiert und in der Öffentlichkeit als Bevormundung von oben wahrgenommen.
Gesundheitliche Aspekte
Helmut Heseker, Präsident der Deutsche Gesellschaft für Ernährung sagte gegenüber der Zeitung Die Welt „Flexitarier leben gesünder“ und sieht im gezielten, gelegentlichen Verzicht auf Fleisch einen gesellschaftlichen Trend. Die Fachgesellschaft empfiehlt den Konsum von 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche (15 bis 30 Kilogramm pro Jahr). Laut Heseker sei die „flexitarische Ernährung genau das Richtige“, da alle lebenswichtigen Nährstoffe aufgenommen würden und ein Mangel an Mineralstoffen oder Vitaminen nicht drohe. Insbesondere würde durch den Verzehr von weniger Fleisch (insbesondere von weniger rotem Fleisch) und weniger verarbeiteten Fleischprodukten das Risiko für koronare Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Krebs gesenkt.[7]
Flexitarier als Zielgruppe
Einige Anbieter richten ihr Sortiment gezielt auf Flexitarier aus und bieten neben Fleischwaren auch Alternativen ohne Fleisch an. Insbesondere der Konzern Rügenwalder Mühle erregte mit einer vegetarischen Produktlinie mediale Aufmerksamkeit.[8][9] Daneben gibt es jedoch auch handwerklich produzierende Metzgereien, welche ihr Angebot auf die Zielgruppe der Flexitarier ausrichten.[10]
Einzelnachweise
- ↑ a b The Telegraph, Vegetarianism versus 'flexitarianism’ – what’s not to like?, 22. Januar 2013
- ↑ American Dialect Society, 2003 Words of the Year
- ↑ Zeit, Das Modell Sonntagsbraten
- ↑ Universität Hohenheim, Fleischkonsum in Deutschland: Von unbekümmerten Fleischessern, Flexitariern und (Lebensabschnitts-)Vegetariern, 2013
- ↑ Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Gutachten, Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung, Kapitel 4, S. 73 ff
- ↑ Meat Free Mondays
- ↑ Die Welt, Deutschland nimmt Abschied vom Fleisch, 12. Mai 2015
- ↑ WAZ, Der Trend zu Wurst ohne Fleisch mit Fleischgeschmack, 24.04.2015
- ↑ Werben & Verkaufen, Fleischindustrie entdeckt die Flexitarier, 11.06.2015
- ↑ Fleischwirtschaft, Fleischforum 2020: Heute schon an morgen denken, 02. Februar 2016